Heinrich Bedford-Strohm sieht Diskussionskultur in Deutschland gefährdet

Tutzing (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat sich besorgt über ein wachsendes "Klima von Abwertung und Diffamierung" geäußert. Ein solches Klima habe viele Menschen im US-amerikanischen Wahlkampf befremdet und drohe sich nun auch in Deutschland auszubreiten, sagte der bayerische Landesbischof beim Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing, wo auch Bundespräsident Joachim Gauck sprechen sollte.

"Die Kübel von Hass und Verächtlichkeit, die täglich in den Internetforen ausgeschüttet werden, sind so unübersehbar geworden, dass auch ein bloßes Wegklicken nicht mehr reicht", kritisierte der evangelische Theologe nach einem vorab verbreiteten Redetext. Inzwischen sieht Bedford-Strohm zudem die Diskurskultur in Deutschland in Gefahr: "Ja, diese einzigartige Diskussionskultur, die uns so gut getan hat, die unser Land stark gemacht hat und auch liebenswert gemacht hat, ist gefährdet."

Weiter zeigte sich Bedford-Strohm besorgt darüber, dass sich viele Menschen nicht mehr trauten, in einem angeblichen Klima der "Political Correctness" ihre Meinung zu sagen. Kontroverse Diskussionen über die Steuerungsprobleme in der Flüchtlingsfrage oder die Legitimität von Abschiebungen seien notwendig. Er könne die Menschen nur dazu ermutigen, "diese Angst zu überwinden und frei ihre Meinung zu äußern". Es brauche eine Atmosphäre der Angstfreiheit in diesen Debatten, forderte der bayerische Landesbischof.

19. Januar 2017