Bischof Wiesemann ruft zum Einsatz gegen Nationalismus auf

Berlin (epd). Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Karl-Heinz Wiesemann, hat die Christen zum Einsatz für den Frieden in der Welt aufgerufen. Europa stehe vor großen Herausforderungen, sagte der katholische Speyerer Bischof in der Wittenberger Stadtkirche St. Marien. Angesichts erstarkender Nationalismen und der Aushöhlung universaler Werte hätten Christen eine besondere Verantwortung, sich gemeinsam für Versöhnung und ein friedliches Miteinander einzusetzen, betonte der katholische Geistliche in seiner Predigt im zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen.

An dem Gottesdienst in der Wittenberger Stadtkirche nahmen zahlreiche Vertreter anderer christlicher Konfessionen teil, darunter der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, Erzpriester Constantin Miron von der Orthodoxen Bischofskonferenz und der anglikanische Reverend Christopher Easthill.

Die Wittenberger Stadtkirche war die Predigtkirche unter anderem des Reformators Martin Luther (1483-1546). Hier soll die Heilige Messe zum ersten Mal in deutscher Sprache gefeiert worden sein. Die Kirche gilt damit als Mutterkirche der Reformation.

Mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum, das die evangelische Kirche in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen feiert, sagte der ACK-Vorsitzende, zum ersten Mal in der Geschichte erinnerten die beiden großen Kirchen gemeinsam an die Reformation. Das sei ein wichtiges Zeichen, erklärte der Bischof von Speyer. Im Verhältnis der Kirchen zueinander reiche das "Verharren in einer Art versöhnter Verschiedenheit" aber nicht mehr aus. Anstatt im "großen Haus der Ökumene" in getrennten Wohngemeinschaften "dahin zu leben", brauche es "das Zusammenwohnen in einer Hausgemeinschaft", betonte Wiesemann. 

Das Bibel-Motto der diesjährigen Gebetswoche lautet "Versöhnung - die Liebe Christi drängt uns" (2 Kor 5,14-20). Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird weltweit jedes Jahr in der Regel vom 18. bis 25. Januar gefeiert. In Deutschland wird sie von der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) getragen, ein Zusammenschluss von 17 Kirchen.

Im Anschluss an den Gottesdienst verlieh die ACK ihren mit 3.000 Euro dotierten Ökumenepreis 2017 an die ACK in Bremen für das Projekt "Ökumenische Staffel der Gastfreundschaft". Dabei besuchen sich mehr als 40 Gemeinden verschiedener Konfessionen in Bremen gegenseitig und pflegen einen Erfahrungsaustausch. Dies betone in besonderer Weise den christlichen Wert der Gastfreundschaft und sei auch gut an anderen Orten umsetzbar, hieß es in der Begründung der Jury. Der Ökumenepreis wird alle zwei Jahre vergeben.

23. Januar 2017