Papst Franziskus: Reformationsjubiläum ist Chance für Ökumene

Rom (epd). Papst Franziskus sieht das 500. Reformationsjubiläum in diesem Jahr als Gelegenheit, in der Ökumene einen weiteren Schritt vorwärts zu gehen. Christen dürften "nicht grollend auf die Vergangenheit schauen", sondern müssten den Menschen von heute wieder die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes vor Augen stellen, sagte er bei einer Audienz für eine hochrangige Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Vatikan. Genau das hätten die Reformatoren in ihrer Zeit anregen wollen. "Dass ihr Ruf zur Erneuerung Entwicklungen auslöste, die zu Spaltungen unter den Christen führten, war tragisch", sagte Franziskus.

Allzu lange hätten Protestanten und Katholiken Feindseligkeiten gehegt und sich "in Kämpfe verbissen, die durch politische Interessen und durch Machtstreben genährt wurden", beklagte der Papst laut Redetext. Dabei hätten sie bisweilen nicht davor zurückgeschreckt, einander Gewalt anzutun. Dank der Fortschritte in der Ökumene der vergangenen Jahrzehnte "können wir das beiderseitige Versagen an der Einheit im Kontext der Reformation und der nachfolgenden Entwicklungen heute gemeinsam beklagen".

Wunsch, neue Wege einzuschlagen

Bei der Begegnung mit der EKD-Delegation bekräftigte Franziskus seine Wertschätzung für die "geistlichen und theologischen Gaben" der Reformation. Die wachsende Einheit schüre auch den Wunsch, neue Wege einzuschlagen, sagte er unter Bezug auf das Bedürfnis gemischtkonfessioneller Ehepartner nach gemeinsamer Kommunion. Die Christen beider Konfessionen müssten sich mit all ihren Kräften darum bemühen, die noch bestehenden Hindernisse zu überwinden.

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. 

6. Februar 2017