Dresden gedenkt der Opfer des Krieges

Dresden (epd). Dresden hat an die Opfer des Zweiten Weltkriegs und an die Zerstörung der Stadt vor 72 Jahren erinnert. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) legte auf dem Dresdner Altmarkt weiße Rosen nieder. Dort wurden nach den Luftangriffen vom 13. und 14. Februar 1945 die Überreste von fast 7.000 Menschen verbrannt, die bei den Angriffen ums Leben kamen.

Hilbert sprach von "unsäglichem Leid", das der Krieg auch in Dresden hinterlassen habe. Es hätte aber in der Elbestadt "sehr wohl auch eine ganze Reihe von Tätern gegeben", sagte der Oberbürgermeister. Auch dieser Teil von Geschichte dürfe nicht vergessen werden.

Frieden und Versöhnung

Knapp 100 Menschen versammelten sich am Mittag in der Dresdner Frauenkirche zu einer Andacht. Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke rief dazu auf, "nicht nachzulassen im Gebet um Frieden und Versöhnung". Zugleich erinnerte sie an den 13. Februar 1982, als DDR-Jugendliche an der Ruine der Frauenkirche gegen das Aufrüsten in Ost und West demonstrierten.

Das alternative Gedenken jenseits der vom SED-Staat verordneten offiziellen Veranstaltung sei damals ein "wichtiger Meilenstein" der Friedensbewegung in der DDR gewesen, sagte die Pfarrerin. Sie appellierte an jeden Einzelnen, sich für aktiv Frieden einzusetzen. "Kreative Kraft" dafür stecke in jedem Menschen.

Kerzen zur Erinnerung und Mahnung

Die Gesellschaft der Frauenkirche hatte zum stillen Gedenken auf den Neumarkt vor der Kirche eingeladen. Dresdner zündeten dort eine Kerze als Zeichen der Erinnerung und Mahnung an. Etwa 500 Menschen erinnerten bei einem "Mahngang Täterspuren" an NS-Unrecht in Dresden. Schauspieler verlasen an den authentischen Täter-Orten Texte zur Rolle Dresdens im NS-Regime.

Oberbürgermeister Hilbert hatte vor dem Gedenktag vor einem Dresdner Opfermythos gewarnt. Wegen dieser Aussage und zweier Kunstinstallationen auf zentralen Plätzen der Stadt war das Stadtoberhaupt stark in die Kritik geraten und sah sich in sozialen Netzwerken Morddrohungen ausgesetzt. Er sei froh, dass über die Kunstwerke und deren Inhalte gestritten werde, sagte Hilbert.

Zeitgenössische Denkmäler

Auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche hat der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni ein zeitgenössisches Friedensdenkmal aufstellen lassen. Sein "Monument" besteht aus drei hoch aufgestellten Bussen, die an ein Foto aus dem kriegszerstörten Aleppo erinnern. Dort waren aufgerichtete Busse als Straßensperre zum Schutz vor militärischen Angriffen errichtet worden.

Besucher haben an das temporäre Denkmal Zettel und Fotos mit Friedensbotschaften geheftet. Wie die Stiftung Frauenkirche dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte, kommen täglich zahlreiche Interessierte zum "Monument". Ein zweites Kunstprojekt mit dem Titel "Lampedusa 361" zeigt auf dem Theaterplatz Fotos von Flüchtlingsgräbern auf Sizilien.

Menschenkette für Frieden und Toleranz

Rund 12.000 Menschen bildeten eine Menschenkette rund um die Altstadt. Mit dem symbolischen Schutzwall wollten sie ein Zeichen für Frieden und Toleranz setzen. Etwa 700 bis 800 Menschen beteiligten sich nach Angaben der Initiative "Durchgezählt" an einem "Mahngang Täterspuren", auf dem Schauspieler an authentischen Orten von NS-Unrecht Texte zur Rolle Dresdens in der Nazizeit vorlasen.

Mehrere hundert Menschen versammelten sich am Abend in der Kreuzkirche zu einem ökumenischen Gottesdienst. In diesen Tagen und gerade am 13. Februar sei es "gut zusammenzustehen", sagte Kreuzkirchenpfarrer Holger Milkau. Traditionell läuteten um 21.45 Uhr alle Kirchenglocken der Stadt, dem Zeitpunkt des ersten Bombenangriffs auf Dresden am 13. Februar 1945.

Bei vier Luftangriffen auf Dresden zwischen dem 13. und 15. Februar starben Schätzungen von Historikern zufolge rund 25.000 Menschen. Große Teile der Innenstadt und der Infrastruktur wurden zerstört.

13. Februar 2017