EKD gedenkt des ersten Opfers der bekennenden Kirche während der Nazizeit

Zum 80. Jahrestag der Ermordung des Juristen Friedrich Weißler

EKD-News

Vor 80 Jahren, am 19. Februar 1937, wurde Friedrich Weißler, Jurist und protestantischer Christ jüdischer Herkunft, wenige Tage nach seiner Einlieferung in das KZ Sachsenhausen ermordet. Friedrich Weißler war der erste evangelische Glaubenszeuge, der von den Nationalsozialisten verhaftet, gefoltert und ermordet wurde, weil er einem jüdischen Elternhaus entstammte.

Aus dem Konzentrationslager hatte Weißler geschrieben: „Ich habe wunderbare Ruhe und Kraft geschenkt bekommen. Denn ich weiß, dass der Herr auch dort helfen kann, wie er es bisher so wunderbar getan hat.“ In einem tiefen persönlichen Glaube ist Friedrich Weißler, von seiner Kirche im Stich gelassen, seinen Weg in den Tod gegangen. Im Jahr 2005 wurde ihm im Konzentrationslager Sachsenhausen ein Denkmal errichtet.

Der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, würdigt Weißler und erklärt: „Friedrich Weißler ist in einer Zeit himmelschreienden Unrechts für eine klare Positionierung der Kirche gegen Antisemitismus und die Konzentrationslager eingetreten. Er hat dafür mit seinem Leben bezahlt. Die Erinnerung an diesen ersten Märtyrer der Bekennenden Kirche ist für uns als Kirche Verpflichtung, aus der Geschichte zu lernen und heute in aller Klarheit für die Menschenwürde einzutreten.“

Im Jahr des Reformationsjubiläums erneuert die EKD auch das Gedenken an Friedrich Weißler, und mit ihm an die vielen Männer und Frauen, die als Zeuginnen und Zeugen der Wahrheit des Evangeliums ermordet wurden. Die Geschichte dieser evangelischen Märtyrer ist ein Teil der Kirche Jesu Christi und der Kirchen der Reformation.

Hintergrund:

Weißler wurde im Jahr 1891 in Königshütte in Oberschlesien geboren. Seine Eltern, der jüdische Vater war selbst Jurist, ließen ihn evangelisch taufen, auch um dem Sohn den Zugang zu einem Richteramt zu ermöglichen. Nach juristischem Studium, Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg und Promotion und wissenschaftlicher Tätigkeit trat Weißler in den Justizdienst ein und wurde Richter in Magdeburg, ab 1931 Landgerichtsdirektor. Im März 1933 erlegte er einem Zeugen, der vor Gericht in SA-Uniform auftrat, ein Ordnungsgeld auf. Daraufhin wurde eine Kampagne gegen Weißler als „nichtarischen“ Richter eingeleitet, die mit seiner Entlassung aus dem Staatsdienst endete – obwohl Weißler als Kriegsteilnehmer im Dienst hätte verbleiben können.

Weißler trat in den Dienst der Bekennenden Kirche ein und wurde Verwaltungsleiter der Vorläufigen Kirchenleitung der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK). Im Jahr 1936 wirkte er an der Erstellung der „Denkschrift der Vorläufigen Kirchenleitung der deutschen Evangelischen Kirche“ mit. In diesem Text, im Mai 1936 Hitler persönlich in der Reichskanzlei überreicht, wurde scharfe Kritik geübt an den Übergriffen des nationalsozialistischen Staates gegen Kirche und Christentum, an den vielfachen Rechtsbrüchen und der Verfolgung der jüdischen Deutschen. Im Juli 1937 erschien der nach Absprache mit den Machthabern nicht veröffentliche Text in der Schweizer Presse. Weißler wurde vorgeworfen, den Text weiter gegeben zu haben. Im Oktober 1936 wurde Weißler verhaftet und am 13. Februar 1937 in das Konzentrationslager Sachsenhausen überstellt. Dort wurde er von SS-Wachmannschaften zu Tode gequält und starb am 19. Februar 1937. Die Beerdigung für Friedrich Weißler hielt, unter Bewachung durch die SS, der Altonaer Pastor Hans Asmussen, Mitglied der Leitung der Bekennenden Kirche und selbst einer der Unterzeichner der Denkschrift der Bekennenden Kirche.

Hannover, 16. Februar 2017

Pressestelle der EKD