Heinrich Bedford-Strohm und Reinhard Marx kritisieren Abschieben von Afghanen

München (epd). Die obersten Repräsentanten der evangelischen und der katholischen Kirche in Deutschland betrachten Sammel-Abschiebungen nach Afghanistan mit Sorge. Das Land müsse erst so befriedet werden, dass Menschen wieder sicher dort leben können, sagte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Montag in München. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, nannte ein generelles Abschieben von afghanischen Flüchtlingen "außerordentlich fragwürdig": "Das geht so nicht."

Bedford-Strohm forderte die Behörden auf, die Sicherheitslage in Afghanistan sowie die einzelnen Biografien der Flüchtlinge genau in den Blick zu nehmen: "Wir fordern eine klare Prüfung der Situation." Außerdem brauche es neue gesetzliche Regelungen für Flüchtlinge, die schon lange in Deutschland leben, eine Arbeit haben und gut integriert sind. Solche Menschen abzuschieben, mache "menschlich und ökonomisch keinen Sinn", betonte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm. Hier müssten dringend Lösungen gefunden werden, damit keine "absurden Situationen" entstehen.

Nach Informationen des Bayerischen Flüchtlingsrates vom Wochenende ist für den 22. Februar eine weitere Sammelabschiebung nach Afghanistan geplant. Der Flieger mit vor allem in Bayern untergebrachten Flüchtlingen soll vom Flughafen München aus starten.

20. Februar 2017