"Es luthert unheimlich" auf der Leipziger Buchmesse

Leipzig (epd). Aktuelle politische Debatten sollen auch in diesem Jahr die Leipziger Buchmesse bestimmen. Noch nie sei das Bedürfnis der Öffentlichkeit so groß gewesen, sich über gesellschaftliche Gegenwart und Zukunft auszutauschen, wie in diesem Jahr, sagte Buchmessen-Direktor Oliver Zille in Leipzig. Er verwies unter anderem auf den Ukraine-Konflikt, Populismus in Sachsen, Deutschland und Europa und die Bedrohung der Meinungsfreiheit in der Türkei. Auch das diesjährige 500. Reformationsjubiläum werde eine große Rolle spielen.

Die Leipziger Buchmesse, die in diesem Jahr vom 23. bis 26. März stattfindet, gilt als der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche und richtet sich an Leser, Autoren und Verlage. Erwartet werden 260.000 Besucher, davon 195.000 auf dem Leipziger Messegelände. Zur Leipziger Buchmesse mit dem Lesefest "Leipzig liest" treten in diesem Jahr 3.300 Mitwirkende bei 3.400 Veranstaltungen auf. 411 Bühnen werden in der Stadt Leipzig zu finden sein, 160 auf dem Messegelände selbst. Dort werden sich laut Zille 2.400 Aussteller präsentieren

"Eine Revolution im Denken der Menschen"

Zille sagte: "Es luthert unheimlich auf der Messe." Die Reformation vor 500 Jahren sei "eine Revolution im Denken der Menschen" gewesen. Die Messe werde mit ihrem Angebot zurück und nach vorn schauen. So setzten sich mit Martin Luther und der Reformation zahlreiche Neuerscheinungen auseinander, von Kinderbuch, Comic und Streitschrift bis zum Roman. Zudem werde in einem Poetry Slam die Macht des Wortes gefeiert und sich zeitgemäß mit Martin Luther und der Reformation auseinandergesetzt, sagte der Buchmesse-Direktor. Die Reformation und Luther stehen unter anderem in Werken von Feridun Zaimoglu, Friedrich Christian Delius, Petra Gerster, Thomas Kaufmann, Friedrich Schorlemmer, Willi Winkler und Heiner Geißler im Mittelpunkt.

Um die Vergangenheit und Gegenwart Europas geht es im Programm des Schwerpunktlandes der Buchmesse: Litauen. Rund 60 Veranstaltungen drehen sich um Literatur, Kultur und Gesellschaft in Litauen. Das Land präsentiert sich mit 26 Neuerscheinungen, unter anderem von Eugenijus Alisanka. Insgesamt treten rund 100 litauische Künstler und Autoren in den 60 Veranstaltungen auf.

Programm-Schwerpunkt "Europa21"

Im Programm-Schwerpunkt "Europa21" werden sich in Salongesprächen zur Ausgestaltung Europas unter anderen die ehemalige Direktorin des Polnischen Instituts in Berlin, Katarzyna Wielga-Skolimowska, die türkische Journalistin Banu Güven und der ehemalige Direktor des Viktoria&Albert Museums in London, Martin Roth, und die Schauspielerin Katja Riemann zu Wort melden. Im vergangenen Jahr ging es schwerpunktmäßig um Migration und Flüchtlinge. Nun steht mehr die Idee der europäischen Gesellschaft im Mittelpunkt.

21. Februar 2017