Report zu G-20-Treffen: Entwicklungsländern droht Schuldenkrise

Baden-Baden (epd). Entwicklungs- und Schwellenländern droht nach Einschätzung von Entwicklungsorganisationen eine neue Schuldenkrise. Diese Ländergruppe sei derzeit mit insgesamt 6.800 Milliarden US-Dollar im Ausland verschuldet, heißt es im Schuldenreport 2017 des Bündnisses erlassjahr.de, der in Baden-Baden zum Auftakt eines Finanzministertreffens der G-20-Staaten vorgestellt wurde. Das von politischen, zivilgesellschaftlichen und kirchlichen Organisationen getragene Bündnis erlassjahr.de verlangte gemeinsam mit dem Hilfswerk Misereor ein faires Schuldenmanagement.

Mit 116 Ländern sind dem Bericht zufolge acht Staaten mehr als im Vorjahr kritisch verschuldet. Hinzu kamen Angola, Gabun, Libyen, Mexiko, Nepal, Peru, Ruanda und Suriname. "Der anhaltende Abwärtstrend ist besorgniserregend", sagte Jürgen Kaiser, Politischer Koordinator von erlassjahr.de. Allein der Inselstaat Fidschi habe es aus der Liste der überschuldungsgefährdeten Länder geschafft. Laut Bericht gelten Länder als kritisch verschuldet, deren Schuldenstand gemessen am Bruttoinlandsprodukt und den jährlichen Staats- sowie Exporteinnahmen zu hoch ist.

Fallende Rohstoffpreise, hohe Schulden und zu viele Darlehen

Vielen Ländern droht demnach die Zahlungsunfähigkeit. Während der Schuldenreport 2016 von 20 zahlungsunfähigen Staaten ausging, sind es derzeit 47 Länder. Die Schulden stiegen hauptsächlich aufgrund der weltweit fallenden Rohstoffpreise, erklärten die Schulden-Experten. Dies treffe deshalb Länder, die stark vom Rohstoffexport abhängen, darunter Kongo-Brazzaville oder Venezuela.

"Kritisch ist die Situation auch in Staaten wie Mosambik und Ghana, die zum Aufbau ihrer Infrastruktur für den Rohstoffexport Kredite aufgenommen haben. Sie laufen durch die sinkenden Rohstoffpreise Gefahr, diese Kredite nicht zurückzahlen zu können", erklärte Kaiser. Durch den Niedrigzins hätten Entwicklungs- und Schwellenländer zu viele Darlehen aufgenommen.

Über 18 Milliarden Euro Schulden gegenüber Deutschland

Länder in Asien hätten die Krisen der letzten Jahre am besten überstanden. In Europa und den GUS-Staaten kämpften vor allem Kroatien, Serbien, Zypern, Albanien, Armenien, Kasachstan, Georgien und Ukraine mit zu hohen Schulden. Schwierig sei auch die Situation für Ägypten, Marokko, Tunesien, Jordanien, Jemen und Libanon. In Afrika südlich der Sahara hätten von 48 Staaten insgesamt 40 Länder ein Schuldenproblem. Für die mutmaßlich ebenfalls hoch verschuldeten Länder Syrien, Somalia und Usbekistan gibt es keine verlässlichen Daten.

Gegenüber Deutschland seien Entwicklungs- und Schwellenländer mit knapp über 18 Milliarden Euro verschuldet. Der Schuldenstand sei im Vergleich zum Vorjahr um 456 Millionen Euro gesunken. Ägypten, Argentinien, Indien, China und Pakistan gelten als Großschuldner, da sie mit mehr als einer Milliarden Euro in der Bundesrepublik verschuldet seien.

Ökumenischer Gottesdienst

Zu dem Finanzministertreffen hatten die Kirchen zu einem ökumenischen Gottesdienst mit dem badischen evangelischen Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh und dem katholischen Erzbischof Stephan Burger (Freiburg) eingeladen. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen plante einen Aktionstag. Am 18. März sind Demonstrationen von Globalisierungsgegnern vorgesehen.

Deutschland hat in diesem Jahr die Präsidentschaft der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) inne. Am 7./8. Juli findet in Hamburg der Gipfel der Staats- und Regierungschefs statt. Ein Schwerpunktthema soll die Entwicklung Afrikas bilden.

17. März 2017