Europa und Reformation dominierten Leipziger Buchmesse

Leipzig (epd). Mit einem Besucherrekord ist am 26. März die Leipziger Buchmesse zu Ende gegangen. Seit dem 23. März besuchten nach Angaben der Veranstalter rund 285.000 Gäste das Frühjahrstreffen der Branche. Davon seien allein 208.000 auf dem Messegelände gezählt worden. Die übrigen besuchten demnach die rund 3.400 Veranstaltungen des Lesefestes "Leipzig liest!". Im vergangenen Jahr hatte die Messe rund 260.000 Gäste, etwa 195.000 davon auf dem Messegelände.

"Als Fach- und Publikumsmesse gab die Leipziger Buchmesse auch 2017 wieder wichtige Impulse zur Literaturvermittlung für Verleger, Buchhändler, Autoren, Lektoren, Übersetzer, Blogger oder Leser", sagte Buchmesse-Direktor Oliver Zille. Zugleich habe sich die Messe so politisch präsentiert wie nie zuvor.

Martin Luther und sein Einfluss

Knapp 2.500 Aussteller aus 43 Ländern stellten auf der Messe und der zum vierten Mal parallel veranstalteten Ausstellung "Manga-Comic-Con" ihre Neuerscheinungen vor. Das Schwerpunktland Litauen wurde von rund 100 Mitwirkenden in etwa 60 Veranstaltungen präsentiert.

Neben Diskussionen zur Zukunft Europas und den westlichen Werten war auf den stadtweit 571 Bühnen auch das 500. Reformationsjubiläum 2017 ein Schwerpunktthema. Der evangelische Theologe und frühere DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer betonte den Zusammenhang zwischen dem Reformator Martin Luther und der friedlichen Revolution in der DDR von 1989. Dieses "historische Wunder" sei "auch mit Martin Luther verbunden, der gesagt hat: nicht mit Gewalt, sondern mit dem Wort", sagte Schorlemmer. Was damals in Leipzig passiert sei, sei auch aus diesem Geist heraus entstanden.

Mit Blick auf die Literatur zum Reformationsjubiläum kritisierte Schorlemmer Autoren und Kommentatoren, "die nur daran interessiert sind, was es an Luther zu mäkeln gibt". Er selbst habe in seinem aktuellen Buch herausgestellt, was ihm an Luther gefalle, "und das andere nicht verschwiegen", ergänzte der Theologe mit Bezug etwa auf den Judenhass in Luthers Spätwerk. Wer ein Buch über Luther schreibe, müsse sich in die Zeit des 16. Jahrhunderts hineinversetzen. "Es gab zu dieser Zeit niemanden, der nicht auch antijudaistisch publiziert hätte", sagte Schorlemmer.

Reformation "gehört einfach zu unserer Geschichte und zur Allgemeinbildung"

Die ZDF-Moderatorin Petra Gerster hatte zuvor betont, die Reformation gehe alle etwas an. "Wenn man religionsfern ist, was ich durchaus auch bin, kann man sich ja trotzdem für unsere Geschichte interessieren", sagte die 62-Jährige. Die Reformation und ihre Folgen hätten die heutige Welt "extrem geprägt". "Das gehört einfach zu unserer Geschichte und zur Allgemeinbildung, und deswegen sollte man sich damit beschäftigen", sagte die "heute"-Journalistin.

Der renommierte Belletristik-Preis der Messe ging in diesem Jahr an die Schriftstellerin Natascha Wodin für ihr Buch "Sie kam aus Mariupol". Darin beschäftigt sich Wodin mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter in der NS-Zeit, ausgehend von der Lebensgeschichte ihrer Mutter.

Den Preis in der Kategorie Sachbuch/Essayistik erhielt Barbara Stollberg-Rilinger für ihre Biografie über die Habsburger-Kaiserin Maria Theresia. Eva Lüdi Kong gewann den Übersetzerpreis für ihre Übertragung des Monumentalwerks "Die Reise in den Westen" aus dem Chinesischen. Die Preise sind mit insgesamt 60.000 Euro dotiert.

27. März