Ausstellung zeigt Luther aus katholischer Sicht

Eisenach (epd). Ketzer, Spalter, aber auch Glaubenslehrer: Mit dem Lutherbild der Katholiken beschäftigt sich eine neue Sonderausstellung im Lutherhaus Eisenach. Sie wurde im Beisein der Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, und des Bischof von Erfurt, Ulrich Neymeyr, eröffnet. Beide haben auch die Schirmherrschaft übernommen.

Die Sicht der Katholiken auf den Reformator habe in den vergangenen Jahrhunderten einen geradezu dramatischen Wandel erfahren, erklärte der wissenschaftliche Leiter und Kurator des Lutherhauses, Jürgen Birkenmeier. Der auf Basis von fast 200 Pappkartons errichtete Ausstellungsparcours führe daher durch die zumeist konfliktreiche gemeinsame Geschichte der Konfessionen bis in die heutige Zeit. Wir zeigen, warum Luther auf katholischer Seite heute nicht mehr als Ketzer und Spalter, sondern als bedeutende Figur der Kirchengeschichte und sogar als Glaubenslehrer gesehen werden kann, sagte Birkenmeier.

Ruf nach historischer Gerechtigkeit

Dieser Sicht schlossen sich die Bischöfe in ihren Grußworten an. Schon der Dreiklang des Titels der Ausstellung Ketzer, Spalter, Glaubenslehrer zeige die Vielfalt und die Entwicklung der katholischen Lutherforschung, sagte Neymeyr. Diese habe erst im 19. Jahrhundert begonnen und zunächst die historische Methode zur Verteufelung oder Pathologisierung des Reformators genutzt. Der Ruf nach historischer Gerechtigkeit öffnete später den Weg zu einer kirchengeschichtlichen Selbstkritik, die in religiöser Anerkennung mündete, so der katholische Bischof.

Ilse Junkermann erinnerte an die vielfältigen ökumenischen Anstrengungen beider Konfessionen bis hin zum gemeinsamen Gottesdienst mit Papst Franziskus im schwedischen Lund am Reformationstag 2016. Ein Blick auf eine so streitbare und umstrittene Person wie Martin Luther helfe gegen Vereinnahmungen für die eigene Sache, die ja auch immer eine Verkürzung ist.

Wechselnde Brillen

Viele der Zitate, die die Wände der neuen Sonderausstellung schmücken, verraten sich durch ihre Farbigkeit. Brillen mit einer blauen und einer roten Optik lassen die gleichfarbige Schrift für den Betrachter verschwinden: Schaut der Besucher etwa mit einem geschlossenen Auge durch die rote Folie, ist die blaue katholische Schmähung Satansapostel zu lesen. Schließt er das andere, kommt dagegen das rote Antichrist als Beleidigung des Papsttums zum Vorschein.

Martin Luther verbrachte von 1498 bis 1501 seine drei letzten Schuljahre in Eisenach, bevor er an die Erfurter Universität wechselte. Das heutige Lutherhaus könnte zeitweise seine historische Bleibe in dieser Zeit gewesen sein. Träger des Museums ist die mitteldeutsche evangelische Landeskirche.

12. April 2017