Kirchenpräsident Jung fordert Familiennachzug für Flüchtlinge

Darmstadt/Frankfurt a.M. (epd). Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat sich für den Familiennachzug von in Deutschland lebenden Flüchtlingen ausgesprochen. Wenn Flüchtlinge nicht mit ihren Familien zusammenleben könnten, werde dies zu einem echten Hindernis für die Integration, sagte Jung in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Aussetzung des Familiennachzugs etwa für Syrer erschließe sich ihm nicht.

Ein Zuzug von schätzungsweise 50.000 bis 200.000 Familienangehörigen von Flüchtlingen wäre für Deutschland zu verkraften, sagte Jung. Die nächste Bundesregierung müsse noch einmal neu über die Gestaltung von Migration und Integration nachdenken. Es bedarf eines neuen Ansatzes, der mit der Erkenntnis beginnt: Ja, wir sind und bleiben ein Einwanderungsland, sagte er. Dabei seien die Kirchen bereit, weiter Hilfe für Flüchtlinge zu leisten.

Weiterer Einsatz für den Schutz von Flüchtlingen

Auch in der politischen Auseinandersetzung wollten sie sich weiter für deren Schutz einsetzen. Ziel müsse eine humanitäre, gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik sein. Christliche Kirchen träten vehement für Religionsfreiheit ein und achteten darauf, dass Muslime nicht unter Pauschalverdacht gestellt würden.

Jung verteidigte die Entscheidungen von Kirchengemeinden, in Einzelfällen von Abschiebung bedrohten Flüchtlingen Kirchenasyl zu gewähren. Kirchenasyl sei aber eine Ausnahmesituation und muss es auch bleiben, sagte er. Es sei kein rechtlich verbrieftes Institut und auch kein Anspruch, der über dem weltlichen Recht stehe. Ziel des Kirchenasyls sei es aber, den Rechtsstaat zu bitten, orientiert an den eigenen Grundlagen den Einzelfall zu prüfen.

18. April 2017