Heinrich Bedford-Strohm kritisiert Allmachtsfantasien im Silicon Valley

Hamburg (epd). Bischof Heinrich Bedford-Strohm kritisiert Forscher, die das Altern und Sterben überwinden wollen. Wir dürfen nicht Gott spielen, sonst landen wir im Unheil wie beim Turmbau zu Babel, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einem Interview des Hamburger Nachrichtenmagazins Spiegel. Angesichts des Todes könnten Menschen Trost bei der Kirche finden – und nicht durch irgendwelche Allmachtsfantasien im Silicon Valley. Dazu gehöre das Vertrauen auf Gottes Wort von einem Leben nach dem Tod.

Der bayerische Landesbischof wandte sich gegen verzweifelte Versuche, vor der Endlichkeit davonzurennen, indem etwa das menschliche Gehirn digital kopiert werden soll: Das hielte ich tatsächlich für Sünde, dass der Mensch versucht, einen anderen Menschen zu erschaffen, nach seinem Bilde. Er würde sich an die Stelle Gottes setzen. Man könne sich fragen, ob sich hinter dem Denken mancher Internetgurus nicht ein religiöser Anspruch versteckt.

Sollten Wissenschaftler einer Formel für die Unsterblichkeit näher kommen, plädiert Bedford-Strohm für ein Forschungsverbot, wie beim Klonen: Wir brauchen zivilgesellschaftliche Diskussionen über die Ziele und Methoden der Forschung, und diese Diskussionen müssen Konsequenzen haben.

Der Glaube an Gott gebietet laut Bedford-Strohm eine Selbstbegrenzung: Wenn wir die Perfektion des Menschen anstreben, hat das Auswirkungen darauf, wie wir mit Menschen umgehen, die schwach sind, die leiden, warnte er. Wir verlieren dann unsere Barmherzigkeit.

18. April 2017