Bundespräsident würdigt Bethel als „Ort der Zuversicht“

Bielefeld (epd). Mit einem Festgottesdienst haben die v. Bodelschwingschen Stiftungen am Ostermontag in Bielefeld-Bethel ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Ostern sei ein Fest für Menschen, die sich leise und langsam und immer neu miteinander auf den Weg machten; das treffe auch auf Bethel zu, wo Menschen mit Behinderung leben, sagte die Präses der westfälischen Landeskirche, Annette Kurschus, in dem von der ARD übertragenen Gottesdienst. Unter den Gästen in der Zionskirche war auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Bethel ist eines der größten Sozialunternehmen in Europa.  

Steinmeier sagte in einem Grußwort, das Diakoniewerk sei ein weit über die Landesgrenzen hinaus bekannter Ort der Zuversicht, der Fröhlichkeit und vor allem ein Ort voller Überraschungen. Bethel habe wesentlich zu einer spürbar besseren Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen, zu medizinischen und sozialen Innovationen und zur Verwirklichung eines besseren Miteinanders beigetragen, sagte der Bundespräsident, der von seiner Frau Elke Büdenbender begleitet wurde.

Real und menschenfreundlich

Es sei Aufgabe der Gesellschaft, die Würde eines jeden Menschen zu wahren, auch die der Schwächsten in der Gemeinschaft, betonte Steinmeier: Und da wir nicht nur 150 Jahre Bethel, sondern auch noch 500 Jahre Reformation feiern, dürfen wir uns auch an Martin Luther erinnern: ‚Unser Nächster ist der Mensch, besonders der, der unsere Hilft braucht!‘ Das Verständnis und die Verantwortung füreinander zu stärken, sei umso wichtiger in dieser Zeit, in der Gesellschaft droht, in ihre Einzelteile zu zerfallen, sagte Steinmeier.

Der Präsident der bundesweiten evangelischen Diakonie, Ulrich Lilie, unterstrich, das Diakoniewerk Bethel stehe seit seinen Anfängen dafür, dass evangelischer Glaube ein menschenfreundliches Gesicht zeige. Dass Religion als menschenfreundlich wahrgenommen werde, sei in Zeiten von intolerantem Fundamentalismus und religiös motiviertem Terrorismus nicht selbstverständlich. In Bethel werde der Traum vom selbstbestimmten und unabhängigen Leben in ganz reale und menschenfreundliche Wirklichkeit verwandelt.

Geschichten aus dem Alltag

Kurschus erklärte in einem Grußwort, in Bethel werde das Leben besonders intensiv spürbar, gerade weil hier Krankheit, Behinderung, Not und Tod nicht verschwiegen werden; gerade weil hier auch das Beschädigte und wenig Glanzvolle Ansehen findet, weil hier dem Bruchstückhaften ungebrochene Würde zukommt. Sie begegne nirgendwo so vielen fröhlichen, dem Leben zugewandten Menschen wie ausgerechnet in Bethel, wo so viel Elend sichtbar ist, sagte die Präses.

In dem Gottesdienst unter dem Motto Aufgetaucht berichteten Menschen mit Behinderungen aus ihrem Alltag. Kinder der Förderschule Mamre-Patmos hatten Bilder zur biblischen Geschichte des Propheten Jona gemalt, die in der Kirche zu sehen waren. Die Liturgie gestaltete Bethel-Chef Ulrich Pohl. Der Berliner Liedermacher und Bethel-Botschafter Klaus Hoffmann hielt eine Lesung und sang.

Im Jahr 1867 begann in Bielefeld die Arbeit mit der Fürsorge für epilepsiekranke Jugendliche. Maßgeblich geprägt wurde die Einrichtung von Friedrich von Bodelschwingh, der 1872 die Leitung übernahm. Bethel gilt heute mit rund 18.000 Mitarbeitern als eines der größten diakonischen Unternehmen Europas. Insgesamt werden jährlich rund 230.000 Menschen durch Bethel-Angebote behandelt, betreut, gefördert, ausgebildet oder beraten.

18. April 2017