Bundesweite Glocken-Kampagne gestartet

Glockenguss musste jedoch verschoben werden

Ofen mit schmelzender Bronze
Der Ofen vor dem Karlsruher Schloss konnte die Bronze nicht auf die richtige Temperatur bringen, sodass der Guss für die Ökumene-Glocke verschoben werden musste.

Karlsruhe (epd). Zum öffentlichen Guss einer Glocke ist es zwar nicht gekommen, dennoch haben die beiden großen Kirchen am 1. Dezember in Karlsruhe ihre Kampagne „Hörst du nicht die Glocken?“ gestartet. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wollen damit auf die religiöse und kulturelle Bedeutung der Kirchenglocken hinweisen. Der geplante Glockenguss musste verschoben werden, da die Glockenmasse nicht die notwendige Temperatur erreicht hatte. Rund 1.500 Zuschauer hätten dieses Schauspiel gern verfolgt.

Der badische evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh betonte die Bedeutung der Glocken als hilfreiche Unterbrechung des Alltags. „Der Klang der Glocken erinnert daran, dass Gott den Menschen frei macht zu beten und danach zu fragen, was wirklich zählt“, sagte er bei einer vorhergehenden Pressekonferenz. Die Glocke signalisiere dem Menschen, regelmäßig innezuhalten. Dadurch bewahre der Einzelne seine innere und äußere Freiheit. Überall, wo der Klang der Glocken zu hören sei, gelte: „Die Zeit wird uns geschenkt; sie ist uns von Gott anvertraut, um sie zu nutzen; sie hat Anfang und Ende.“

Betem im Tagesablauf neu entdecken

Das Ziel der in Baden entwickelten Kampagne sei es, das individuelle und gemeinsame Beten im Tageslauf neu zu entdecken, erklärten die Organisatoren der Kampagne. Zudem solle der Glockenklang Menschen helfen, sich in ihrer eigenen Spiritualität berühren zu lassen.

Hans Schnieders vom Deutschen Glockenwesen sagte, noch vor zwei, drei Jahrzehnten hätten zahlreiche Glocken mehrmals täglich geläutet. Heute erklängen viele Glocken nur noch einmal am Tag. „Teils hängt das mit Sanierungen zusammen, viele läuten ihre Glocken aber aus einem vorauseilenden Lärmschutz immer seltener“, sagte Schnieders. Dabei sei die Glocke immaterielles Kulturerbe und dringend erhaltungsbedürftig.

Glocken prägten über Jahrhunderte den Tagesablauf

Der ehemalige Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch blickte zurück auf die Geschichte der Glocken. „Seit 1.500 Jahren begleiten sie die Wege der Menschen in Europa.“ Sie seien zu Festen erschallt, hätten zu wichtigen Ereignissen, zu Gottesdiensten sowie Gebeten eingeladen und prägten über Jahrhunderte den Tagesablauf, erklärte der frühere Vorsitzende der Bischofskonferenz.

Auf dem Karlsruher Schlossplatz ist am 1. Dezember öffentlich der Klöppel für die neue Glocke geschmiedet worden. Für die Dämmerungszeit war der Glockenguss geplant gewesen, der dann aber wegen technischer Schwierigkeiten abgesagt wurde. Laut Daniel Meier, Pressesprecher der badischen Landeskirche, soll die Glocke in der kommenden Woche auf dem Betriebsgelände der Karlsruher Gießerei Bachert gegossen werden.

„Lied an die Glocke“

Sie wird den Angaben zufolge 140 Kilogramm wiegen und einen Durchmesser von 61 Zentimetern haben. Sie soll künftig in einer von zwei Gemeinden ökumenisch genutzten Kirche in Mannheim, der St. Pius- und Thomasgemeinde, erschallen. Die Gießerei Bachert hat unter anderem die Glocken für den Hamburger Michel und die Dresdner Frauenkirche gegossen.

Die Ökumene-Glocke ist der letzte Guss der Gießerei Bachert am Standort Karlsruhe. Der Handwerksbetrieb wird im kommenden Jahr nach Sinsheim umziehen. Umrahmt wurde die Veranstaltung von einer liturgischen Feier, einem Bläserchor, der Adventslieder spielte, sowie einer Teil-Rezitation aus Friedrich Schillers „Lied an die Glocke“.