Fehrs: Kandidatur für AfD nicht mit Kirchenamt vereinbar

Kirsten Fehrs

Kirsten Fehrs, amtierende Vorsitzende des Rates der EKD und Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck

Düsseldorf (epd). Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat sich für eine rechtliche Prüfung der Vereinbarkeit von Kirchenämtern und dem Engagement für die AfD ausgesprochen. In Sachsen-Anhalt hatte ein Pfarrer wegen einer Kandidatur bei der Stadtratswahl in Quedlinburg für die AfD seine Stelle verloren. Mit Blick auf den Fall sagte Fehrs der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Donnerstag), die Landeskirche habe hier eine klare Linie vertreten: „Wenn jemand, wie in diesem Fall zwar parteilos, aber öffentlich das Gedankengut der AfD vertritt, ist das nicht mit einem herausgehobenen Amt in der Kirche vereinbar.“

Der Mitarbeiter sei von der Landeskirche von seinem Dienst abberufen worden, das könne eine Konsequenz sein. „Wie sich das grundsätzlich im Kirchendienst verhält, damit werden wir uns auch eingehend rechtlich beschäftigen müssen, das ist juristisch nicht ganz einfach“, sagte die Hamburger Bischöfin.

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hatte am Montag in Magdeburg mitgeteilt, Pfarrer Martin Michaelis, der bisher für den Pfarrbereich Gatersleben (Salzlandkreis) zuständig war, habe die Landeskirche am 9. März über seine Kandidatur informiert. Daraufhin sei ihm die Verantwortung für den Pfarrbereich am 15. März entzogen worden.

Fehrs bekräftigte ihre Haltung, dass völkisch-nationale Gesinnungen eindeutig nicht mit dem christlichen Verständnis von Nächstenliebe und Barmherzigkeit und deshalb nicht mit Kirchenämtern vereinbar seien. „Die AfD steht für eine menschenverachtende Politik, wird allem Anschein nach demnächst verfassungsrechtlich als rechtsextreme Partei eingestuft, und führende AfD-Vertreter distanzieren sich nach wie vor nicht von rechtsextremen Positionen“ unterstrich die Bischöfin.

Die EKD-Synode habe sich dazu im Dezember positioniert und dazu aufgerufen, ausschließlich Parteien zu wählen, die sich für eine offene Gesellschaft, eine Gesellschaft der Vielfalt und eine lebendige Demokratie einsetzen, sagte Fehrs. „Gleichwohl bleibt es Aufgabe der Kirchen, mit Menschen im Gespräch zu bleiben, die mit der AfD sympathisieren oder sie wählen“, betonte die Theologin.