„Familien stärken“

EKD-Symposium in Berlin: Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider will Weichenstellung für Familien

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat Politik und Gesellschaft aufgefordert, sich stärker für den Schutz von Familien einzusetzen. „Für die Zukunft dieses Landes, das durch den demographischen Wandel wie Veränderungen in Geschlechterrollen und Familienkonstellationen gekennzeichnet ist, wird es entscheidend sein, dass die familien- und sozialpolitischen Weichenstellungen den Familien gerecht werden, die diese Leistungen erbringen - gleich in welcher Familienkonstellation sie leben“, sagte Schneider bei einem familienpolitischen Symposium der EKD in Berlin. „Es ist eine politische Aufgabe, die richtigen Rahmenbedingungen für die Zukunft zu setzen.“ Dabei seien soziale Sicherungssysteme ebenso gefragt wie lebendige Nachbarschaften und gesunde Quartiere.

Schneider ging bei der Veranstaltung auch auf die Bedeutung der Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“ des Rates der EKD ein. „Eine zeitgemäße Familienpolitik steht im Zentrum unserer Orientierungshilfe“, erinnerte der Ratsvorsitzende. Dass in Kirche und Öffentlichkeit eine lebhafte theologische Debatte geführt werde begrüße er vorbehaltlos. „Die mediale Diskussion hat die theologische Dimension in den scheinbar rein gesellschaftspolitischen Fragen deutlich sichtbar gemacht.“ Die evangelische Kirche betone „den Leitbildcharakter von Ehe auch unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und bei neuen Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens.“ „Zugleich aber nehmen wir wahr, dass Familienpolitik als Sozialpolitik in einer pluralistischen Gesellschaft sich nicht allein an einem Leitbild, sondern genauso an den vorfindlichen Lebenslagen der Menschen orientieren muss“, sagte Schneider. Die Vielfalt des Familienlebens nehme zu.

In Deutschland werden derzeit ein Drittel aller Kinder nichtehelich geboren. In Westdeutschland beträgt ihr Anteil 27 Prozent, in Ostdeutschland liegt er bei 61 Prozent. Der Anteil alleinerziehender Mütter oder Väter beträgt bundesweit 19 Prozent. „Familie heute zu leben, bedeutet bewusste Arbeit an einer gemeinsamen Identität und Kultur“, so der Ratsvorsitzende. Notwendig seien dafür vielfältige Kontakte und eine gute finanzielle Basis.

Der Einladung des Rates der EKD zu dem Symposium waren mehr als hundert Teilnehmer aus Kirche, Diakonie und Politik gefolgt. Referenten bei der rund fünfstündigen Veranstaltung waren unter anderem die Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Soziales im Deutschen Bundestag, Kerstin Griese, sowie die Bochumer Theologieprofessorin Prof. Dr. Isolde Karle.

Hannover/Berlin, 4. Juli 2014

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt