Preis für den besten Literatur-Gottesdienst geht nach Bielefeld

„Erklärt Pereira“ – so lautet der Titel des Literatur-Gottesdienstes, den die Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes (Karl-Bernhard-Ritter-Stiftung) mit dem Gottesdienstpreis 2014 auszeichnet. Die Jury aus namhaften Theologen, Liturgie- und Medienfachleuten wählte den Bielefelder Gottesdienst aus einer großen Zahl eingereichter Literatur-Gottesdienste aus, die fast durchgängig einen überzeugenden Eindruck machten. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum sechsten Mal vergeben.

Der ausgezeichnete Gottesdienst wurde in einem Team von zwei Pfarrern und zwei Pädagoginnen vorbereitet und in der gut besuchten Stephanuskirche in Bielefeld gefeiert. Dort bringen Susanne und Hans Große sowie Claudia und Martin Hülsenbeck seit mehr als zehn Jahren regelmäßig in Literatur-Gottesdiensten „theologisches Denken und literarische Werke miteinander in einen Dialog“. Die literarische Vorlage für den preisgekrönten Gottesdienst bildete der Roman „Erklärt Pereira“ von Antonio Tabucchi aus dem Jahr 1994.

„Auf gekonnte Weise werden biblische und literarische Texte sowie originelle Predigtsequenzen aufeinander bezogen. Der Gottesdienst regt an, über existentielle Fragen nachzudenken“, begründete die Jury ihre Entscheidung. „Zwischen biblischen Lesungen, Abschnitten aus dem Roman und theologischen Einwürfen entsteht ein lebendiger und anregender Dialog.“ Der Gottesdienst sei spannend inszeniert und theologisch anspruchsvoll. Man werde hineingezogen in die Geschichte des Journalisten Pereira, der vor der Entscheidung stand, offensichtliches Unrecht im diktatorisch regierten Portugal der späten 1930er Jahre anzuprangern und sein Leben zu riskieren – oder es weiterzuführen, als sei nichts geschehen, heißt es weiter.

Biblische Berufungsszenen rahmen den Gottesdienst ein. So soll deutlich werden, dass die Gewissensentscheidung des Journalisten Pereira exemplarisch auch für weniger dramatische Entscheidungsprozesse stehen kann. „Die Bereitschaft zur Hingabe hat ihren Preis, aber sie kann notwendig sein, auch um das eigene Leben zu gewinnen. Das zeigt dieser Literatur-Gottesdienst, ohne zu moralisieren“, so die Jury. Der vollständige Wortlaut des Gottesdienstes kann auf der u. a. Internetseite  abgerufen werden.

Der Gottesdienst-Preis war 2014 gezielt für Literatur-Gottesdienste ausgelobt worden. Kriterien waren neben der theologischen, ästhetischen und sprachlichen Qualität die Dramaturgie und Gestaltung des Gottesdienstes, die Erschließung der Literatur für die anwesende Gemeinde, die Wahrung des Eigenrechtes der Literatur sowie die Kooperation mit Personen oder Einrichtungen, die der Literatur nahestehen.

Die Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes (Karl-Bernhard-Ritter-Stiftung) hat ihren Sitz in Kassel. Vorsitzender ist der Gottesdienstreferent der EKD, Stephan Goldschmidt.

Kassel/Hannover, 18. Juni 2014

Pressestelle der EKD
Sven Waske