Wolfgang Huber: Fußball ist ein starkes Stück Leben

Predigt im Eröffnungsgottesdienst zur Fußball-Weltmeisterschaft

Zu Fairness und Barmherzigkeit bei der Fußball-Weltmeisterschaft hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, aufgerufen. In seiner Predigt im ökumenischen Segensgottesdienst zur Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft in Münchener Liebfrauendom am Freitag, 9. Juni, sagte Huber: „Wer nicht gewinnt, ist noch kein Versager. Auch wer beim Schritt vom Machen zum Gelingen zurückbleibt, soll aufrechten Hauptes vom Platz gehen.“ Fairness in den Urteilen über Spieler wie Betreuer werde auch ein Prüfstein dafür sein, sich des Siegespreises würdig zu erweisen.

Fußball sei „ein starkes Stück Leben“, so der Ratsvorsitzende. „In zwei mal fünfundvierzig Minuten lässt sich mehr an Glück und Angst, an Hoffnung und Enttäuschung, an Freude und Scheitern erleben als sonst in ganzen Wochen, Monaten, vielleicht sogar Jahren.“ Dabei bedeute eine gute Taktik oder ausgeklügeltes Training nicht gleich den sicheren Sieg. In der „Differenz zwischen Machen und Gelingen, zwischen Bemühen und gutem Geist, zwischen Wollen und Vollbringen“ zeige sich eine wichtige Einsicht des Glaubens, auf die schon der Apostel Paulus hingewiesen habe. „So sehr er sich anstrengt, weiß er doch, dass der kostbare Preis, die Berufung durch Jesus Christus, niemals ein sicherer Besitz ist.“ Niemand könne seine Berufung durch Gott in die Tasche stecken und mit nach Hause nehmen. „Das Kleinod des Glaubens bleibt ein Geschenk aus Gottes Freiheit.“ Der Schritt vom Vorbereiten zum Gelingen bleibe unverfügbar.

In Deutschland sei die Spannung in diesen Tagen mit Händen zu greifen, so Wolfgang Huber weiter. Aber zur Fußball-Weltmeisterschaft gehöre nicht nur eine gute Organisation der Wettkämpfe und eine gute Vorbereitung der Spieler, sondern auch das Bemühen um Gastfreundschaft, Fairness und nicht zuletzt Sicherheit. „Initiativen in Kirche und Gesellschaft für fairen Handel, für den respektvollen Umgang mit Fremden oder das deutliche Eintreten gegen Zwangsprostitution und Rassismus sind keine Nebensache.“

Auf dem Spielfeld zeigten viele Fußballer Gesten der Frömmigkeit, wenn sie sich bekreuzigen oder die Hände dankbar zum Himmel strecken. „Ich achte diese Gesten der Frömmigkeit hoch. Sie zeigen Demut zur rechten Zeit.“ Zum Gelingen gehöre eben nicht nur die eigene Leistung, sondern auch etwas Unverfügbares: „Mich erreicht ein Zipfel des Segens, mit dem Gott unser Wollen und Können begleitet.“ Durch Beten übe man die Unterscheidung ein zwischen Machen und Vollbringen. „Viele Menschen haben sich angestrengt und alles Erdenkliche getan, um hochklassige und faire, fröhliche und friedliche Spiele zu ermöglichen. Aber ob es gelungene Spiele werden, liegt zuletzt an Gottes Segen; ihn erbitten wir.“

Hannover, 09. Juni 2006

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi