Evangelische Identität in Europa

Auslandspfarrkonferenz der EKD tagte in Löwenstein

Vom 23. bis 30. Juli 2007 fand in der evangelischen Tagungsstätte Löwenstein die europäische Auslandspfarrkonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) statt. 51 von der EKD ins europäische Ausland entsandte Pfarrerinnen und Pfarrer trafen sich, um Erfahrungen auszutauschen und über „Fundamente evangelischer Identität in Europa“ nachzudenken. Vier Hauptreferate beleuchteten verschiedene Elemente kirchlicher Arbeit in Deutschland und Europa. „Das Profil unserer eigenen Konfession wie auch die Besonderheiten der ökumenischen Geschwister sind in den Auslandsgemeinden hautnah zu erleben. Umso wichtiger ist es, dass wir uns immer wieder gemeinsam unserer evangelischen Identität vergewissern“, erklärte Antje Heider-Rottwilm, Leiterin der Europaabteilung im EKD-Kirchenamt, zum Abschluss der Tagung.  „Zur Substanz dieser Identität gehört es, mit den anderen Kirchen zusammen die eine Kirche Jesu Christi in der Welt zu verwirklichen.“

Die Pfarrerinnen und Pfarrer kamen aus deutschsprachigen Gemeinden in ganz Europa, in Krasnojarsk oder Edinburg, auf den Kanarischen Inseln oder in Athen. Kirchliche Arbeit unter Deutschsprachigen erreiche oft auch Menschen, die bislang wenig Kontakt zu ihrer Kirche hatten und Kirche als Neuankömmlinge im Ausland neu entdecken, berichtete Antje Heider-Rottwilm. In vertrauter Sprache im fremden Umfeld Gemeinschaft mit anderen zu finden, sei für viele ein Anlass, sich einer Gemeinde im Ausland anzuschließen. Einige Gemeindeglieder sind nur für ein paar Jahre aus beruflichen Gründen im Ausland. Andere sind mit einheimischen Partnern und Partnerinnen verheiratet. Wieder andere leben als Deutschstämmige schon in der dritten Generation im Land.

In einer meist anders konfessionell und religiös geprägten Umgebung wird ganz neu erfahren, was es heißt, „evangelisch“ zu sein. Nicht nur die Gemeindeglieder erfahren dies, sondern auch die Pfarrerinnen und Pfarrer. Martin Grahl, Pfarrer in Riga: „Ich komme aus der Evangelischen Landeskirche Mecklenburgs. In Lettland sind die Menschen orthodox, katholisch oder lutherisch. Viele haben einen gemeinsamen Feind, nämlich die ‚liberalen’ Kirchen des Westens, die angeblich zur Auflösung aller Moral beitragen. Da bin ich, der ich aus einer solchen Kirche komme, neu herausgefordert, meine Art des Luthertums den ökumenischen Partnern gegenüber zu leben und verständlich zu machen.“

Die Konferenz wurde eröffnet mit einem Freiluft-Gottesdienst. Den Anfang in der Reihe der vier Hauptreferate machte Thies Gundlach, Leiter der Abteilung „Kirchliche Handlungsfelder“ im Kirchenamt der EKD. Er entwarf vor dem Hintergrund des aktuellen Diskussionsprozesses um die Kirche der Zukunft ein Bild von evangelischer Identität. Dabei betonte er, dass die Bindung an die biblische Botschaft die Freiheit gewähre, sich den Problemen der Gegenwart zuzuwenden. „Bei aller Orientierung an wirtschaftlichen Denkmodellen für eine Kirche der Zukunft, liegt es mir zuerst am Herzen, dass in unseren Gemeinden die Innerlichkeit, die Spiritualität gestärkt wird“, betonte er. Der methodistische Pfarrer Theo Schaad, Geschäftsleiter des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, machte deutlich, dass Kirchenstrukturen bei aller Wichtigkeit für den Erhalt von Kirche und Gemeinden nur begrenzte Existenzberechtigung hätten. Wichtig sei immer wieder die Vergewisserung des gemeinsamen Zieles und die entsprechende Überprüfung der Strukturen. Ohne die Gewissheit der barmherzigen Führung und Leitung durch Gott, würden kirchliche Strukturen ihren Sinn verlieren. Martin Schindehütte, seit 10 Monaten Auslandsbischof der EKD, stellte sich mit einem Grundsatzreferat zum Amtsverständnis in der evangelischen Kirche vor. Ohne eine Vergewisserung der eigenen theologischen Grundlagen, könne kein ökumenischer Dialog geführt werden. Auf eben diesen Dialog ging Professor Wolfgang Thönissen, Leiter des Johann-Adam-Möhler-Institutes in Paderborn ein. Er erinnerte an das Zweite Vatikanische Konzil und seine Aussage, dass sich in der römisch-katholischen Kirche die Kirche Jesu Christi verwirkliche. Das lasse offen, inwieweit sich diese Kirche auch in anderen Kirchen und Kirchengemeinschaften darstelle.

Einen besonderen Akzent erhielt die Tagung durch verschiedene Workshops und auch einen Konferenzchor mit Instrumentalgruppe, der von Kirchenmusikdirektor Mattias Nagel aus Schwerte-Villigst geleitet wurde. 


Hannover, 30. Juli 2007

Pressestelle der EKD
Silke Römhild