Wie sag ich’s meinem Pastor?

Rückmeldung geben – aber richtig: Das Zentrum für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst zeigt wie das gehen kann

„Schäfchen beißt Hirte“ überschrieb Spiegel online in der vergangenen Woche einen Artikel, in dem es um anonyme Bewertung von Gottesdiensten im Internet ging. Ob nun das „Hirtenbarometer“, die Kolumne „Mein Kirchgang“ der Zeitschrift „chrismon Plus“ oder die Rubrik „Sonntags um Zehn“ im Berliner Tagesspiegel – das Interesse an einer offenen Rückmeldekultur zum Gottesdienst scheint zu wachsen. Eine positive Entwicklung, findet Folkert Fendler, Leiter des EKD-Zentrums für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst in Hildesheim. Aber nicht jede Form der Rückmeldung ist geeignet, die Qualität des Gottesdienstes zu fördern. Das Hildesheimer Zentrum hat jetzt eine Broschüre veröffentlicht, die sich mit dem Thema „Rückmeldekultur“ befasst.

Es habe lange Zeit eine Art „Schweigegebot“ über die geistliche Qualität kirchlicher Angebote gegeben, stellt Fendler fest. „Es wird in den Gemeinden zwar viel über Gottesdienste gesprochen. Aber diejenigen, die den Gottesdienst gestaltet haben, erfahren darüber meist am wenigsten.“ Im Impulspapier „Kirche der Freiheit“ von 2006, das den Anstoß zum Reformprozess in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegeben hat, wird dieses „Schweigegebot“ thematisiert. „Seitdem ist einiges passiert“, so Fendler. „Es ist doch klar, dass Rückmeldung unerlässlich ist, wenn man die Qualität eines Gottesdienstes verbessern will.“ Als Hilfe für Gemeinden hat das von ihm geleitete Zentrum die Broschüre „Feedback – Hilfreich Rückmeldung geben zum Gottesdienst“ zusammengestellt. Auf 22 Seiten werden Tipps und Instrumente vorgestellt, wie die Gesprächskultur in der Gemeinde befördern werden kann. Denn für Gottesdienste gelte das gleiche wie für Fußballspiele, sagt Fendler: „Nach dem Gottesdienst ist vor dem Gottesdienst – nur eine sorgfältige Spielanalyse verhindert, dass Fehler wiederholt oder Chancen nicht genutzt werden.“

Die Broschüre des Zentrums stellt ganz unterschiedliche Feedbackmethoden zur Umsetzung in den Gemeinden vor: Von den Feedbackbögen, die aus vielen Lebensbereichen bekannt und deshalb auch schon berüchtigt sind, über das Gottesdienstnachgespräch, das bei richtiger Umsetzung durchaus mehr sein kann als eine Fortsetzung der Predigt mit anderen Mitteln bis hin zu neuartigen Konzepten der „Mystery Worshipper“: Geheime Gottesdiensttester, die die Gottesdienste der Gemeinde unangekündigt besuchen und anschließend über ihre Erfahrungen berichten. Nicht jedes dieser Instrumente eignet sich für jede Gemeinde, deshalb enthält die Broschüre eine Übersicht, welche Fragestellung mit welcher Methode am besten bearbeitet werden kann. Sie enthält auch eine Anleitung für kollegiale Hospitationen, bei denen Pfarrerinnen und Pfarrer sich gegenseitig in Gottesdiensten besuchen und anschließend Rückmeldung geben von Kollegin zu Kollegen – ein Instrument, das sich auch für die Arbeit an Trauungen und Bestattungen eignet, nach dem Motto: „Komm doch mal mit zu meiner Beerdigung“.

In einigen Landeskirchen der EKD gibt es bereits speziell ausgebildete Pfarrerinnen und Pfarrer als  Gottesdienstberater und Gottesdienstcoaches, die mit ihren Kolleginnen und Kollegen an der Qualität ihrer Gottesdienste arbeiten oder Gemeinden bei der Entwicklung neuer Gottesdienstformen unterstützen. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.gottesdienstcoaching.de

Das Zentrum führt vom 31. August bis zum 2. September eine Tagung in Hildesheim durch, bei der sich interessierte Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch passionierte Gottesdienstbesucher über die unterschiedlichen Formen der Rückmeldung informieren und ein passendes Feedbackkonzept für ihre Gemeinde erarbeiten können. Eine Anmeldung zur Tagung über Feedbackmethoden ist bis zum 27. Juli möglich unter http://www.michaeliskloster.de/qualitaetsentwicklung/seminare/

Die Broschüre „Feedback – Hilfreich Rückmeldung geben zum Gottesdienst“ ist zu beziehen beim Zentrum für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst, Michaeliskloster, Hinter der Michaeliskirche 3, 31134 Hildesheim, Tel. 05121/6971573, Fax: 05121/6871555, email: qualitaetszentrum.ekd@michaeliskloster.de. Sie ist auch nachzulesen unter http://www.michaeliskloster.de/qualitaetsentwicklung/material/

Hannover, 28. Juni 2011

Pressestelle der EKD
Silke Römhild