„Frei von allem Ansehen der Person“

Huber predigt zum 150-jährigen Jubiläum der Gemeinde in Beirut

Von Anfang an haben zur Deutschen Evangelischen Gemeinde in Beirut Menschen ganz unterschiedlicher Staatsangehörigkeit gezählt; Menschen, die auf Dauer oder auf Zeit, als Residenten oder als Reisende im Libanon sind. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, erläuterte in seiner Predigt im Festgottesdienst zum einhundertundfünfzigjährigen Jubiläum der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Beirut, dass die Arbeit der Gemeinde allezeit „frei von allem Ansehen der Person“ gewesen sei. Modern ausgedrückt sei dies von Anfang an eine Verbindung von Wohnort- und Urlauberseelsorge gewesen.

Das Engagement frei vom Ansehen der Person habe sich schon beim ersten Pfarrer in der Gemeinde gezeigt, erinnert der Ratsvorsitzende. Die damalige Vokationsurkunde beschreibe dessen Aufgabe, „die bestehenden Elemente der Gemeinde nach Kräften zu vermehren“, sich an den Aufbau „eines geordneten Schulwesens für die Evangelischen in Beirut“ zu machen und in die Zusammenarbeit mit den „deutsch-evangelischen Anstalten und Unternehmungen“ einzutreten. Das habe sich in diesem Sommer wieder gezeigt, als Mitglieder der Gemeinde während der kriegerischen Auseinandersetzungen ausgeharrt haben, um Beistand  zu leisten, zu trösten, Kranke zu versorgen und um zu helfen, Wohnraum zu finden. Diese praktische Hilfe gebe Verlass in Zeiten der Unsicherheit, so der Vorsitzende des Rates.

Der Glaube bewähre sich in der Tat, erläuterte Huber, einige Verse aus dem Brief des Jakobus auslegend. Der kurze Text, der vor beinahe 2.000 Jahren entstanden ist, sei ein Kommentar zur Arbeit der Gemeinde in Beirut: Die Mahnung des Jakobus ziele darauf, nicht auf Reichtum oder Armut eines Menschen zu achten. Heutzutage wird dies neu bewusst, dass nur der Respekt vor der gleichen Würde jedes Menschen den Weg zum Frieden öffnet, unabhängig von Nationalität und Religion, von Beruf und Kontostand. Bezug nehmend auf die Situation im Nahen Osten, zeigte Wolfgang Huber, wie notwendig es sei, für einen Frieden zu arbeiten, der auf wechselseitigem Respekt beruht und dadurch das Misstrauen überwindet: „Wer Frieden will, muss mehr im Blick haben als nur den eigenen Vorteil. Er darf den wechselseitigen Verurteilungen nicht das letzte Wort lassen. Er braucht Barmherzigkeit für die Leidenden, ja sogar Liebe zum Feind. All das ist schwer, aber es ist nicht vergeblich.“ Dies könnten Christen wagen, weil Christen von einer Verheißung getragen seien, deren Wahrheit schon heute zu erleben sei. Jakobus beschreibe in seinem Brief aus dem Neuen Testament diese Verheißung hemdsärmelig klar: „Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht.“

Hannover, 13. Oktober 2006

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden im Festgottesdienst zum einhundertundfünfzigjährigen Jubiläum der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Beirut