„Eine Kathedrale evangelischen Glaubens“

Wolfgang Huber predigt in der Dresdner Frauenkirche

Als ein „Zeichen neuer Hoffnung“ hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, die wieder erbaute Dresdner Frauenkirche bezeichnet. In seiner Predigt im ersten frei zugänglichen Gottesdienst in der Frauenkirche am Dienstag, den 1. November, sagte Huber, die Einweihung dieses Gotteshauses käme zur rechten Zeit: „Sie öffnet die Zukunft für dieses einmalige Gebäude, für die Stadt Dresden, für die Christenheit in Deutschland.“

Mit Liebe und Begeisterung des Herzens hätten sich Menschen an die Aufgabe gemacht, „den meterhohen Schutt hinter der Statue Martin Luthers in eine Kathedrale evangelischen Glaubens zu verwandeln“. Der Ratsvorsitzende würdigte den Einsatz derer, die „mit nie erlahmender Initiative dieses Vorhaben vorantrieben“: Planer und Bauleute ebenso wie Medienschaffende und Spender aus aller Welt.

Der evangelische Glaube kenne zwar keine geweihten Räume, die sich von der Welt absonderten. „So wie die Frauenkirche mitten in Dresden steht, so hat der Glaube seinen Ort inmitten der Welt.“ Der evangelische Glaube kenne aber gewidmete und gewürdigte Räume, die durch die Heiligkeit des Wortes Gottes und durch die Gemeinschaft um dieses Wort geheiligt würden. In diesem Sinne sei die Dresdner Frauenkirche „ein Ort göttlicher Liebe mit einer Strahlkraft weit über diese Stadt hinaus.“

Die Frauenkirche sei ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung, ohne die Zeit des Krieges und der Zerstörung überspringen oder vergessen zu wollen. Das in Großbritannien hergestellte goldene Kreuz auf der Kuppel sei ein weithin sichtbares Zeichen für diesen Geist der Versöhnung. „Dem Frieden gilt unsere Verpflichtung wie unsere Leidenschaft,“ so Huber. „Dafür steht dieser wunderbare Bau.“

Der Ratsvorsitzende verwies auf das Symbol der Barmherzigkeit, die in einem Bild in der Kuppel dargestellt ist. Zu christlicher Barmherzigkeit gehöre, aus der Fülle des ihm Anvertrauten weiterzugeben. „Die Katastrophen dieses Jahres haben in überwältigender Weise eine solche Bereitschaft zum Geben geweckt.“ Zu den anvertrauten Gaben gehörten aber nicht nur materielle Güter, sondern auch die Fülle des Glaubens. „Barmherzig sind wir, wenn wir von ihm und von Gott als dem Grund und der Quelle aller Barmherzigkeit erzählen.“ Die Dresdner Frauenkirche sei ein Ort der Liebe, Symbol des Friedens und Raum der Barmherzigkeit. Huber schloss mit dem Wunsch, dass „Neugierige in diese Kirche hinein kommen und Zeugen des Evangeliums aus ihr heraus gehen.“

Hannover, 01. November 2005

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Die Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden in der Frauenkirche im Wortlaut