Gemeindeaufbau am Persischen Golf

Rat der EKD unterstützt Gründungsprojekt

Erstmals wird in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) eine evangelische Gemeinde für die deutschsprachigen Ausländer aufgebaut. Mit diesem Projekt betritt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Neuland, denn sie engagiert sich in einer Region, der jegliche christliche Tradition und Geschichte fehlt. Bei seiner Sitzung am vergangenen Wochenende hat der Rat der EKD sich für die weitere Begleitung des Gemeindeaufbau-Prozesses ausgesprochen.

Die rund 5.000 in den Emiraten lebenden Deutschen und die jährlich etwa 6 Millionen deutschsprachigen Touristen wurden bislang durch den Pfarrer der Gemeinde in Teheran betreut, der viermal jährlich an den Golf reiste. Auf Wunsch der dortigen evangelischen Christen wurde im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit der Universität Greifswald, dem Teheraner Pfarrer und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit dem Aufbau einer eigenen Gemeinde begonnen. Seit September dieses Jahres ist die bayerische Theologin Heidi Wolfsgruber ehrenamtlich von der EKD dorthin entsandt. Voraussichtlich Anfang 2008 wird die Gemeinde sich vertraglich an die EKD binden.  Ab September 2008 soll ein hauptamtlicher Pfarrer von der EKD in die Gemeinde entsandt werden.

Bei den am Persischen Golf lebenden Deutschen zeige sich, dass vor allem der hohe Leistungsdruck, aber auch die fremde Kultur vor Ort oft Sinn- und Glaubensfragen aufbrechen ließen, so der EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte. „Es entsteht ein Bedürfnis nach kirchlicher Begleitung – und dies häufig in vertrauter, also deutschsprachiger und evangelischer Form.“

Der Aufbau einer evangelischen Kirchengemeinde deutscher Sprache in den VAE sei möglich, weil in den Golfstaaten eine Politik der Toleranz gegenüber Menschen anderer Religion praktiziert wird, erläuterte der Auslandsbischof. Ausländern werde die Ausübung ihrer eigenen Religion zugestanden, sofern sie nicht missionarisch aktiv werden. Diese Haltung sei zum einen darin begründet, dass in den Golfstaaten zum einen Formen des Islam heimisch sind, die selbst Ausgrenzung und Verfolgung erlitten und daher ein Gefühl für die Akzeptanz Andersgläubiger entwickelt haben. Zum anderen versuchten die Golfstaaten, die bis vor wenigen Jahrzehnten ein „Schattendasein“ führten, sich in der islamischen Welt zu etablieren, indem sie sich durch eine relative Dialogbereitschaft profilieren. Dies habe dazu geführt, dass in den letzten Jahren in den VAE zahlreiche christliche Gemeinden gegründet und mehrere Kirchengebäude errichtet wurden.

Seit 1986 werden die VAE von der EKD pastoral versorgt: bis 1997 von Zypern aus, danach durch zweimal jährlich aus Deutschland anreisende Pfarrer, seit 2004 durch den Pfarrer der deutschen Gemeinde in Teheran. Unter den evangelischen Deutschen vor Ort ist dann aber der Wunsch nach einer intensiveren kirchlichen Begleitung gewachsen und so wurde 2006 in Zusammenarbeit mit dem Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung der Universität Greifswald eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die nun unter anderem eine Gemeindesatzung entwickelt und sich um die offizielle Zulassung der Gemeinde in den Emiraten bemüht. Die geplante Entsendung eines Pfarrers durch die EKD ab September 2008 hat Projektcharakter, erklärte Martin Schindehütte: „In den anvisierten drei Jahren soll die Gemeinde stabilisiert werden und in der Lage sein, ihre Arbeit inklusive des entsandten Pfarrers zumindest teilweise selbst zu finanzieren.“

Hannover, 10. Dezember 2007

Pressestelle der EKD
Silke Römhild