Vortrag zum Thema "Zivilcourage" im Rahmen der aktuellen Staffel von "teatrum mundi" im Staatstheater Saarbrücken

Barbara Rinke, Päses der Synode

Saarbrücken

Zum Dachthema: "Hochverehrtes Publikum! - Zuschauen oder Mitspielen in Gesellschaft, Politik und Kunst?"

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wenn ich als Frau aus dem Osten das Thema Zivilcourage aufgreife, dann muss ich beginnen mit dem Ruf, dem ich mein Hiersein heute bei Ihnen in Saarbrücken verdanke.
Mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ verbindet sich mit den meisten meiner ostdeutschen Landsleute die fundamentale Erfahrung von Mut und Zivilcourage. Die Ereignisse vom Herbst 1989 trafen uns wie ein Wunder. Für viele undenkbar, nicht mal mehr erhofft, trat das Volk aus seinen Nischen heraus, wollte kein Zuschauer mehr sein, nahm die Geschicke selbst für leider nur kurze Zeit in die Hand. Der Herbst 1989 wurde zum Ernstfall, in dem es nicht mehr ums Mitspielen ging, sondern um das Aufstellen neuer Spielregeln.

Natürlich hatte das alles ein langes, oft im Verborgenen stattfindendes Vorspiel. Darüber ist schon viel gesprochen und geschrieben worden. Ich werde mich nachher auf ein konkretes Ereignis beziehen. Doch vorerst die Rahmenbedingungen.

Zivilcourage in der DDR wurde von der SED verstanden als in Frage Stellung ihres allumfassenden Herrschaftsanspruchs. Unter dem Stichwort Opposition stand im kleinen politischen Wörterbuch von 1985: „ In sozialistischen Staaten existiert für eine Opposition keine objektive soziale und politische Grundlage, denn die Arbeiterklasse – im Bündnis mit allen anderen Werktätigen – ist die machtausübende Klasse und zugleich Hauptproduktivkraft der Gesellschaft, deren Grundinteressen mit denen der anderen Klassen und Schichten prinzipiell übereinstimmen.“ Einfacher ging es nicht.

Die Herrschenden in der DDR bestritten jeglicher Opposition grundsätzlich die objektive Berechtigung. Ein wie auch immer geartetes Aufbegehren gegen die Politik der SED wurde stets als Angriff auf die Interessen der Gesamtgesellschaft gewertet. Wer Kritik anmeldete, war vom Klassenfeind aufgehetzt oder saß einer Rias-Ente auf. So konnte der Chefkommentator Karl-Eduard von Schnitzler proklamieren: „Gegen unsere sozialistische Friedenspolitik opponieren zu wollen, würde bedeuten Verbrechen u begehen. Und mit solcher Opposition setzten wir uns nicht an der Wahlurne und nicht im Parlament auseinander, sondern vor den Gerichten unserer sozialistischen Justiz.“

In diesem Rahmen bewegten sich die Möglichkeiten einer kritischen Teilhabe. Es war klar, wer in diesem Staat aufmuckt, hat dafür einen hohen Preis zu zahlen. Dafür gibt es viele Beispiele vom 17. Juni 1953 bis zur Ausbürgerung von Wolf Biermann und später Bärbel Boley. Doch wie wir alle wissen, hat es sie dennoch gegeben, die vielen kleinen kritischen Gruppen im Raum der Kirche und Kultur.

„Wir waren naiv, utopisch, machten uns lächerlich, wirkten subversiv, wir hatten Teil an Irrtümern und litten an Selbstüberschätzung, wir waren kleine Minderheiten, die opponierten mitten in einer stimmlos stummen Mehrheit.“ So beschrieb mein Freund Friedrich Schorlemmer die damalige Situation zutreffend.

Zur Kennzeichnung der SED-Herrschaft führte Konrad Jarausch den Begriff Fürsorgediktatur in die wissenschaftliche Debatte ein. Er wies darauf hin, dass die Fürsorge der Machthaber in der DDR „für unsere Menschen“ das System über lange Zeit legitimierte und stabilisierte und zugleich die Bevormundung aller Bürger beinhaltete. Auf Erscheinungsformen von Zivilcourage und widerständigem Verhalten reagierten die Funktionäre in den achtziger Jahren nicht sofort mit offener Repression, sondern sie vertrauten auf die Fähigkeit, die Bürger in ihrem Sinne zu erziehen. Das versuchten sie natürlich mit dem System der Volksbildung im Großen, aber rauch in jedem konkreten Fall, wenn ein Bürger auffällig wurde.

Das Hauptinstrument war die fürsorgliche Aussprache. Und wenn das nicht ausreichte, führte man ein Disziplinierungsgespräch. Im Vordergrund stand stets die Reintegration des vom rechten Wege Abgekommenen in die sozialistische Gemeinschaft. Meistens waren diese Gespräche erfolgreich, die Abweichler verstummten und zogen sich in eine Nische zurück. Wenn alle diese Maßnahmen fehlschlugen, übernahm das MfS die Sache. Die Bevölkerung  sollte nicht  mit falschem Gedankengut infiziert werden. Deshalb wurden „Staatsfeinde“, d. h. die Uneinsichtigen überwacht mit der Begründung, dass vom Volk Schaden abgewendet werden muss. Die Partei maß sich an, zu wissen, was für die Menschen gut ist. Ihr Anspruch richtete sich auf den ganzen Menschen. So legte sie per Parteitagsbeschluss fest, was gut ist und was den Menschen schadet sowohl materiell als auch ideel. So befand sie beispielsweise für gut und richtig, dass es zu Weihnachten Apfelsinen aus dem Westen gibt und Puppenwagen für Kinder (Beschluss vom Politbüro 13. November 1983). Und sie befand es für gut, wenn „unsere Menschen“ (um im Sprachgebrauch zu bleiben) ihre Freizeit mit gesellschaftlicher Arbeit verbrachten. „Plane mit – arbeite mit – regiere mit“ war lange das Leitmotiv staatlicher Propaganda. Aber wirklich ernst gemeint war es natürlich nicht. Mitplanen war nicht erwünscht, denn dafür gab es die von der SED bestellte Plankommission. Als beispielsweise in meiner Heimatstadt Nordhausen ein Hubschrauberlandeplatz für Grenzhubschrauber der Nationalen Volksarmee geplant wurde und unser christlicher Friedenskreis dagegen Bedenken anmeldete, wurde das sofort als Angriff auf die Sicherheit er DDR gewertet und vom Staatssicherheitsdienst zum operativen Vorgang erklärt.
Mitarbeiten  sollten wir natürlich alle. Möglichst im Schichtbetrieb sollten auch Frauen „ihren Mann stehen“, um der sozialistischen Produktion zu Erfolgen zu verhelfen, damit das Motto „Überholen ohne Einzuholen“ (Walter Ulbricht) doch noch Wirklichkeit werden kann.

Die Unangepassten, die wie ich es vorzogen, sich in den ersten Jahren der Kindererziehung zu widmen, wurden argwöhnisch beobachtet.
Von Mitregieren konnte nur die Rede sein, wenn man Mitglied einer Partei war und auf die Liste der Nationalen Front gesetzt wurde. Bis es so weit war, musste allumfassende Staatstreue bewiesen werden. Die Blockparteien waren weitgehende Erfüllungsgehilfen der SED und konnten und wollten zumindest öffentlich keinerlei oppositionelle Rolle einnehmen.

Die Bearbeitung des ganzen Volkes mittels sozialer Fürsorge und Propaganda hat dennoch in den 40 Jahren nicht zur Überzeugung der Andersdenkenden geführt, sondern nur zu deren Einschüchterung. Im Laufe der achtziger Jahre entschieden sich jedoch immer mehr Menschen aus dem resignierten „Man kann ja doch nichts machen“ auf die Seite des trotzigen „Trotz alledem“ zu wechseln, dass uns Wolf Biermann mit seinem Lied in die Seele gesungen hat.

Aus den kleinen unangepassten Gruppen unter dem Dach der Kirche bildete sich in den achtziger Jahren ein Netzwerk. Vieles geriet im Stillen in Bewegung. Friedensgruppen, Umweltgruppen, Menschenrechtsgruppen wurden zum Treffpunkt von Andersdenkenden, die sich nicht damit abfinden wollten, dass alles so bleiben muss, wie es ist. Sie betrieben Aufklärung, führten gemeinsame Aktionen durch und gaben Anleitung, wie Bürger ihre Rechte wahrnehmen können. Kennzeichen all dieser Aktivitäten war, dass sie kaum Öffentlichkeit hatten und zahlenmäßig kleine Kreis erreichten.

Vom 1. bis 18. September 1987 fand in der DDR der Olaf-Palme-Friedensmarsch  für einen  atomwaffenfreien Korridor in Mitteleuropa statt. Dieser Marsch war Teil einer gemeinsamer Aktion von Friedensorganisationen der Bundesrepublik, der CSSR, DDR und Republik Österreich.
Die Konferenz der evangelischen Kirchenleitungen knüpfte an den Marsch die Erwartungen, dass sich auch Gruppen und Gemeinden beteiligen können. Das erste Mal außerhalb von Kirchentagen wurden wir als selbständige Gruppen innerhalb der gesellschaftlichen Öffentlichkeit im Rahmen einer großen Demonstration wahrgenommen.

Bei der Eröffnung in Stralsund war schon deutlich, wie viele Gruppen und einzelne sich beteiligen. Durch eigenen Transparente und Plakate wurde auch optisch sichtbar, dass Christen bei dieser Veranstaltung anwesend waren. Auf dem Pilgerweg von Ravensbrück nach Sachsenhausen, innerhalb von drei Tagen, etwa 84 km, lief eine große Gruppe von Menschen, darunter der große Block von Aktion Sühnezeichen. Wir gingen zunächst hinter dem Bevölkerungsblock erst getrennte Wege mit deutlich sichtbarem Abstand. Unter uns war eine große Anspannung zu spüren. Wir gingen von Ort zu Ort und wurden am Ortseingang jeweils vom Bürgermeister und vom Pfarrer begrüßt. Auf den Dorfplätzen oder am Dorfanger wurden wir von Schulkindern, vom Schuldirektor, vom Bürgermeister, Vom Pfarrer und anderen Personen begrüßt. In jedem Ort pflanzten wir in einer gemeinsamen Aktion eine Linde als Zeichen unserer Hoffnung. In jeder Kirche machten wir Station und hielten Andachten. An zwei Stellen haben wir eine gemeinsame Veranstaltung erlebt. An einem Ort, in Ribbek, konnten wir nicht in die Kirche, weil sie baufällig war. So haben sich alle gemeinsam, Pilgerweg und Bevölkerungsblock, vor der Kirche versammelt. Dort wurde eine säkulare Andacht gehalten. In Nassenheide haben wir uns alle gemeinsam vor einem Gedenkstein versammelt und dort der Ansprachen eines Genossen zugehört.

Innerhalb des Pilgermarsches kam es zu Gesprächen über von uns mitgeführte Losungen wie „Abrüstung in Kindergarten und Schule“, „Friedenserziehung statt Wehrerziehung“, „Für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung“. „Für einen zivilen Ersatzdienst“. Gespräche über Form und Inhalt dessen, was wir dort mittrugen, haben den Marsch die ganze Zeit über belebt. Es wurde während der ganzen Zeit kein einziges Plakat administrativ  beseitigt. An einzelnen Plakaten wurden aufgrund vorangegangener Gespräche  Veränderungen vorgenommen. So z. B. bei dem Plakat „Abrüstungen in Kindergarten und Schule“ zu „Für den Abbau von Feindbildern in Familie, Schule und Kindergarten“ oder „Kein Kriegsspielzeug im Korridor“. Auf diesem Weg gab es viele Gespräche über Form und Inhalt unseres Engagements. Die Erlebnisse in den Dörfern, in den Orten Zehdenick und Oranienburg, durch die wir singend zogen (we shall over come, das weiche Wasser bricht den Stein) und herzlich begrüßt wurden, die Baumpflanzaktionen und die Andachten  haben bei allen tiefen Eindruck hinterlassen. Dadurch wurde der Pilgerweg für alle, die an ihm teilgenommen hatten, zum Schlüsselerlebnis.

Wir fuhren mit der Gewissheit nach Hause , dass etwas in Bewegung geraten war, was nicht mehr zurückgedreht werden konnte. Wir waren selbst in Bewegung geraten. Das Gefühl mit einer großen Menge von Gleichgesinnten auf einer extra dafür gesperrten Autobahn zu demonstrieren, gab uns eine Vorahnung auf das, was später in Leipzig begann.

Den Freiraum, den man uns zugestanden hatte, würden wir nicht mehr aufgeben. Natürlich gab es neben den großen einschneidenden Ereignissen und den vielen einzelnen Zeichen persönlicher Verweigerung  auch das Erscheinungsbild der gesellschaftlichen Verweigerung wie z. B. der Nichteintritt bzw. Austritt aus der SED, die Nichtteilnahme an den Wahlen oder der Jugendweihe, die Mitgliedschaft in der Jungen Gemeinde, die Teilnahme an kirchlichen Veranstaltungen sowie des demonstrative Fernbleiben an staatlichen Feierlichkeiten. Harmlosere Verweigerungshaltungen, denen allerdings schwere Repressalien folgen konnten, waren das Weitererzählen politischer Witze oder ähnlicher Äußerungen. So brachten Ende 1982 Mitarbeiter des GHG Haushaltwaren Nordhausen, darunter auch Genossen, „das Gebet eines DDR-Bürgers“ im Betrieb in Umlauf. Die Kreisdienststelle Nordhausen des MfS ermittelte die Urheber des „die DDR und unseren Generalsekretär, Genossen Honecker,  diskriminierenden Schreibens“ und leitete entsprechende Maßnahmen ein. „Komm lieber Erich, sei unser Gast und gib ns die Hälfte von dem, was Du hast. Wir feiern den Tag ganz einfach und schlicht, am Morgen keine Kohle, am Abend kein Licht. Wir haben die Freundschaft, mehr brauchen wir nicht. Zu Ostern keine Geschenke, zu Pfingsten keine Getränke, zu Weihnachten keinen „Boom“, zu Silvester keinen Strom, im Konsum keine Verwandten, in der HO keine Bekannten, aus dem Westen kein Paket, und dann lieber Erich fragst Du, wie es uns geht.
Gez. die Arbeiterklasse. 

(Informationsquelle Becker, Vorsitzender der Kreisparteikontrollkommission Nordhausen an Seebach, Vorsitzender der Bezirksparteikontrollkommission Erfurt der SED, 20. 1. 83)

Dieses Stoßgebet entstand Anfang Januar 1983, nachdem es tatsächlich zu Weihnachten nicht genug Tannenbäume gab und über die Feiertage mehrfache Stromausfälle das öffentliche Leben lahmgelegt hatten. Nachweislich hatten sich hier Arbeiter im Verbund mit Parteigenossen einen gefährlichen Spaß erlaubt, der die Herrschenden in Aufregung versetzte. Hier waren es nicht Intellektuelle, Kirchenleute oder Chaoten, die Kritik übten, sondern die eigene Klientel, die Genossen, die Arbeiter, das Volk. Von 1983 bis 1989waren es noch 6 Jahre. Unter dem Einfluss von Glasnost und Perestroika ließ sich das Rad der Geschichte, an dem die SED so gern drehte, nicht mehr zurückdrehen. Der Zusammenbruch der SED-Diktatur hatte viele Mütter und Väter. Bekannte wie Unbekannte, Bürgerrechtler und Kirchenleute und die ganz Vielen, die im entscheidenden Augenblick mit der notwendigen Zivilcourage aus ihren Nischen auf die Straße gingen. Sie alle setzten viel aufs Spiel, denn der Ausgang war ungewiss. Inzwischen wissen wir es: Alles ging gut - ein Ende ohne Gewalt – eine kurze Zeit überwältigender Freude – aber ein verpatzter Neuanfang.

Die Menschen in der DDR hatten in 40 Jahren viel Demütigung und Entwertung erfahren. Sie haben 1989 den Traum vom neuen Selbstbewusstsein geträumt. Sie haben sich eingemischt, haben die Herrschenden aufgemischt und sind aus dieser Erhebung heraus zum aufrechten Gang gekommen. Aber dann ließen sie sich zum Beitrittgebiet erklären. Gerade emanzipiert und schnell wieder eingeordnet.

Als ich am 3. Oktober 1990 auf der Wiedervereinigungsfeier das Deutschlandlied singen sollte, schnürte es mir fast die Kehle zu. Wie gern hätte ich unsere alte Hymne, die wir viele Jahre nicht singen durften, endlich einmal aus vollstem Herzen gesungen .... alte Not gilt es zu zwingen und wir zwingen sie vereint, denn es muss uns doch gelingen, dass die Sonne schön wie nie über Deutschland scheint.

Am Ende der Feier begrüßte mich ein Gast aus den alten Bundesländern mit dem Glückwunsch „nun seid Ihr auch Deutsche, darauf wollen wir anstoßen“. Die Mischung aus Gutwilligkeit und Ignoranz zieht sich seitdem durch die Erfahrungen der letzten 15 Jahre. Uns Ostdeutschen fehlte die emotionale Brücke, damit wir in dem neuen Staat eine Heimat finden konnten. Statt dessen wurde alles über das Geld geredet. Was die Menschen verstörte, war das Gefühl, nun einer neuen Gewalt ausgeliefert zu sein, gegen die es kein Gegenmittel zu geben scheint.

In der DDR herrschte die Partei, der man gehorchte und sich anpasste, sich verweigerte oder sich zu entziehen versuchte. Diese Art von Gewalt war konkret, benennbar und hatte ein Gesicht. Das neue System in der Bundesrepublik scheint jedoch in seiner Übermacht für viele undurchsichtig und unfassbar. Die undurchschaubaren Vorgänge in der Welt der Finanzen und der Wirtschaft, die die Politik in starkem Maße beeinflussen, erzeugen im Osten eine starke Skepsis gegenüber den Möglichkeiten einer echten Mitgestaltung in der Politik. Als aus Berlin der Verfassungsentwurf des „Runden Tisches“ kam, bot sich nochmals eine große Chance, etwas gemeinsames Neues aus der Wiedervereinigung auf den Weg zu bringen. Leider wurde mit dem Verweis auf das Grundgesetz dieses Wendeprodukt zur Verfassungslyrik erklärt. Das gehört bis heute zu den tiefwirkenden Kränkungen derer, die unverdrossen am „Haus der Demokratie“ mitgebaut hatten. Überstimmt zogen sich viele von ihnen zurück.
Inzwischen ist das Mitspielen in der Demokratie weitgehend ein Informationsproblem geworden. Herrschende und Beherrschte unterscheiden sich heute nicht in erster Linie durch Besitz und Nichtbesitz von Produktionsmitteln, sondern durch Besitz und Nichtbesitz herrschafts- und planungswichtiger Informationen.
Wurden zu DDR-Zeiten die Informationen gesiebt und bereits interpretiert oder unkritisch aus westlichen Massenmedien übernommen, so lässt sich heute die Fülle der Informationen, die zur Ausübung einer echten Mitbestimmung nötig sind, kaum noch vermitteln.

Viele drücken ihre Verärgerung darüber durch eine Verweigerungshaltung bei den Wahlen aus. Viele mutige Mitstreiter vom Herbst 1989 haben sich in ihre alten Nischen zurückgezogen. Das kann keine Lösung sein. In der Situation, in der sich unser Land befindet, hat die Zuschauerdemokratie keine Aussicht auf Erfolg. Mehr denn je  ist unser Engagement für die Gesellschaft gefordert.