Wohin wollen Sie eigentlich?

24. Juni 2002, NDR 1 Morgenandacht,

NDR 1 Morgenandacht
24. Juni 2002

Guten Morgen Michael Thürnau hier im Studio,
guten Morgen liebe Hörerin, lieber Hörer,

der Sommer ist ausgebrochen. Fast pünktlich zum 21. Juni ist es wirklich warm geworden.
Eis essen ist angesagt, Füße im Wasser baumeln lassen, im Biergarten Freunde treffen, Schwimmen gehen und natürlich Urlaub! Am letzten Schultag vergangene Woche war beim Abholen der Kinder allerorten zu hören: Und wo geht‘s denn hin dieses Jahr? Mallorca, Dänemark oder auch der Schrebergarten: alle wollen irgendwo hin.

„Wo wollen Sie eigentlich hin?“ fragt es in den nächsten Tagen von Plakaten und Anzeigen der evangelischen Kirche. Und das macht doch nachdenklich. Wohin wollen Sie eigentlich? Sicher, zuallererst in den Urlaub, ja. Aber im Urlaub kommt ja manches hoch, was im Alltag unter der Decke bleibt. Wo wollen wir hin mit unserer Ehe? Wollen wir uns noch entwickeln, oder wollen wir eigentlich gar nicht mehr? Was will ich mit meinem Leben, bin ich da, wo ich einst hin wollte? Oder bin ich in eine Sackgasse geraten, habe die falsche Richtung eingeschlagen?

Die Jüngerinnen und Jünger haben Jesus oft gefragt: Wohin sollen wir gehen? Und Jesus hat sich selbst als Antwort gegeben: Ich bin der Weg. Sich Gott anvertrauen heißt also, wir können einen Weg finden für unser Leben und sogar darüber hinaus. Selbst wenn wir unsere Ziele aus den Augen verloren haben, wenn wir uns an einer Lebensstation wiederfinden, die wir gar nicht geplant haben, kann Gott uns Orientierung geben. Unser Leben ist keine Sackgasse, sondern eine Straße, die uns weiterführt. Viele Menschen haben das erlebt und erleben es noch heute: Da ist ein neuer Anfang nach schwieriger Zeit, ein neuer Lebensinhalt, wo das Leben leer erschien, eine Öffnung zur Welt und zu Gott hin, wo ein Mensch in sich selbst verschlossen war.

Wo will ich eigentlich hin? Die Urlaubszeit ist ein Geschenk, wenn sie uns die Möglichkeit gibt, darüber nachzudenken. Ich kann mir Zeit nehmen, das eigene Leben anschauen und fragen, wie es weitergehen soll. Was will ich ändern? Wie viel Glück nehme ich gar nicht bewusst war. Wie viel Schmerz unterdrücke ich immer wieder, weil es ja weiter gehen soll? Was kann mir Halt und Kraft geben für den Weg, der vor mir liegt? Welche Richtung will ich in den Blick nehmen?

Wo wollen Sie eigentlich hin? Gehen Sie dieser Frage doch einmal in Ruhe nach! Und wenn Sie mögen: Lassen Sie uns gemeinsam Antworten finden.