Präses der EKD-Synode zum Pflegenotstand:

selbst aktiv sein - nicht nur auf Politik warten

Teilweise dramatische Folgen hätten die Überlastungen des Pflegepersonals in Altenheimen, so Jürgen Schmude, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In seiner Eröffnungsrede zu einer Veranstaltung der Freien Wohlfahrtspflege NRW im Rahmen der "Kampagne für Pflege ´02", am 9. Oktober in Düsseldorf, fordert er dazu auf, nicht nur Abhilfe von der Politik zu fordern, sondern auch selbst tätig zu werden.

"Dass die Alten auch mit ihren Gebrechen in Würde leben können", dafür setzten sich Kirche und Diakonie nicht erst seit heute ein. Angemessene Unterbringung und leibliche Versorgung reichten dabei nicht aus. Menschliche Zuwendung, die Begegnung und der Gedankenaustausch mit Anderen gehörten unverzichtbar zum Leben. Aufgaben, die in der finanziell angespannten Situation im Pflegeberuf kaum zu leisten seien.

Nachwuchs im Pflegeberuf gäbe es kaum noch, Aktive würden oft einen Berufswechsel
vorziehen. Statt der Zulassung von billigen ausländischen Pflegekräften ohne Ausbildung, müsse der Beruf des Pflegers attraktiver gemacht werden. "Die Aufwertung des Pflegeberufs in seinem Ansehen, seinen Arbeitsbedingungen und seiner Bezahlung ist unerlässlich", so Präses Schmude. Aufgabe der Kirche und Diakonie sei es, "zu den aufgezeigten Mängeln Abhilfe zu fordern und, wo möglich, auch selbst zu schaffen. Das erfordert im eigenen Verantwortungsbereich alle denkbaren Anstrengungen, um Menschlichkeit im Umgang mit den Pflegebedürftigen mit Professionalität in ihrer Betreuung und Effizienz in der Organisation der Arbeit zu verbinden." So müsse Kirche und Diakonie etwa daran gelegen sein, sich im Wettbewerb mit anderen Einrichtungen und mit Angeboten anderer Herkunft messen zu lassen. Auf diese Weise lasse sich Effizienz überprüfen und demonstrieren.

Gegenwärtig bestimmten vielfach finanzielle Engpässe die Qualität der Pflegeangebote. Es sei daher erforderlich, angemessene Qualitätsstandards durch Kontrolle zu gewährleisten. Für die Finanzierung der notwendigen Verbesserungen könnte die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und der Versicherungspflichtgrenze genutzt werden: "Somit wird es nicht gehen ohne stärkere Solidarität der Jüngeren und der Gesünderen". Auch ein längerer Arbeitseinsatz der gesunden älteren Menschen statt der aktuellen Frühpensionierung müsse erwägt werden. Die Unterstützung des Pflegepersonals durch Ehrenamtliche sowie Angehörige sei weiterhin wichtig und notwendig. Schließlich gehe es auch um geschickte und fachkundige Verhandlungen mit Kassen und Versicherungen.


Pressestelle der EKD
Hannover, den 9. Oktober 2002
Anita Hartmann

Hinweis: Nähere Informationen zur "Kampagne für Pflege ´02" erhaltern Sie im Internet unter
www.kampagne-fuer-pflege.de