„Zum Umgang mit Menschen ohne Aufenthaltspapiere“

EKD-Texte 85 bietet den Kirchengemeinden Orientierung

Nach Schätzungen leben mehr als eine Million Menschen in Deutschland, ohne die dafür nötige Aufenthaltsgenehmigung oder zumindest eine Duldung zu besitzen. Das Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) veröffentlicht mit Zustimmung des Rates der EKD die praxisorientierte Handreichung: „Zum Umgang mit Menschen ohne Aufenthaltspapiere“ (EKD-Texte 85).

Kurz vor der „31. Interkulturellen Woche / Woche der ausländischen Mitbürger“, die am 22. September in Osnabrück eröffnet wird, geht es in der Orientierungshilfe um einen Beitrag der evangelischen Kirche, der sich sachlichen und humanitären Standards verpflichtet weiß. Fragen von Einwanderung und Integration stehen im Mittelpunkt der ökumenisch getragenen Woche, die in diesem Jahr unter dem Motto „Miteinander Zusammenleben gestalten“ steht.

Die Ursachen für den illegalen Aufenthalt in Deutschland sind ebenso vielfältig wie die Herkunftsländer dieser Menschen ohne Aufenthaltspapiere: Manche sind als Touristen eingereist und bleiben nach Ablauf ihres Visums hier, weil sie eine Arbeitsstelle gefunden haben, die ihnen ein Auskommen ermöglicht. Abgelehnte Asylbewerber kommen der Aufforderung zur Ausreise nicht nach und tauchen unter, weil sie befürchten, in ihrem Herkunftsland verfolgt zu werden. Mädchen und Frauen werden unter falschen Vorwand nach Deutschland gelockt und zur Prostitution gezwungen. Zuvor werden ihnen die Papiere abgenommen. In ständiger Angst, entdeckt und ausgewiesen zu werden, sind diese Menschen leicht Opfer ausbeuterischer Arbeits- und Wohnverhältnissen. Gemeinsam ist ihnen ein Leben ohne sichere Zukunftsperspektive, in faktischer Rechtlosigkeit, ohne Zugang zu sozialen und gesundheitlichen Leistungen und weitgehend ausgeschlossen vom Bildungssystem mit weitreichenden negativen Folgen für die Kinder. Im Zuwanderungsgesetz von 2005 und dessen anstehender Novellierung finden dieser Personenkreis und seine Lebenssituation keine Berücksichtigung.

Zunehmend werden Kirchengemeinden und Beratungsstellen der Diakonie mit dieser Problematik konfrontiert, wenn Menschen ohne Aufenthaltspapiere hilfe- und ratsuchend an die Tür klopfen. Nachdem sich verschiedene Landeskirchen und Diakonische Werke in den letzten Jahren bereits des Themas angenommen hatten, liegt mit der Veröffentlichung der praxisorientierten Handreichung nun erstmals ein Beitrag der EKD vor.

Auf knapp 30 Seiten wird neben dem biblisch begründeten Auftrag, Fremden beizustehen, und der gesellschaftlichen Anwaltsfunktion der Kirche für diese Menschen auch die wichtige Frage angesprochen, ob Beistand und Hilfe zugunsten dieses Personenkreises strafbar sein können. Unter der Leitfrage „Wie können Gemeinden helfen?“ stehen im Mittelpunkt Empfehlungen für Kirchenvorstände und Pfarrämter. Die Autoren erläutern, wie „Illegalität“ zu vermeiden ist, Seelsorge und Beratung im Gemeindeleben gestaltet, Zugang zu medizinischer Versorgung ermöglicht und den Kindern der Schulbesuch eröffnet werden kann. Auch Stichworte wie finanzielle Nothilfe, temporäre Unterbringung, Gästewohnung sowie Zugang zu Rechts- und Opferschutz werden angesprochen. Ein Literaturverzeichnis bietet schnellen Zugriff auf weitergehende Informationen.

Die Orientierungshilfe „Zum Umgang mit Menschen ohne Aufenthaltspapiere“ wurde von einer kleinen Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der Kommission der EKD für Migration und Integration und der Konferenz der für diese Fragen zuständigen landeskirchlichen Referentinnen und Referenten erstellt und kann über das Kirchenamt der EKD bezogen werden.

Hannover, 13. September 2006

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Hinweis:

Das Heft EKD-Texte 85, Zum Umgang mit Menschen ohne Aufenthaltsberechtigung, kann für 0,75 Euro zzgl. Porto und Verpackung beim Kirchenamt der EKD, Versand, Fax: 0511/2796-457, Email versand@ekd.de bezogen werden.  


EKD-Texte 85: "Zum Umgang mit Menschen ohne Aufenthaltspapiere"