Rat der EKD verleiht zum zweiten Mal Hanna-Jursch-Preis

Arbeit zum Thema "Schutz der Menschwerdung"

Der mit 5.000 Euro dotierte Hanna-Jursch-Preis geht in diesem Jahr an Christiane Kohler-Weiß. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der diesen Preis zum zweiten Mal vergibt, zeichnete auf seiner Sitzung am 21. Februar die Dissertation der 39-jährigen Theologin zum Thema "Schutz der Menschwerdung. Der Schwangerschaftsabbruch als Thema evangelischer Ethik im deutschsprachigen Raum seit 1950" aus. Die Arbeit schließe eine Forschungslücke, indem sie ein ebenso brisantes wie zentrales Themenfeld evangelischer Ethik umfassend und auf wissenschaftlich herausragendem Niveau bearbeitete, so der Rat.

Zum ersten Mal entwickele eine Frau eine theologische Ethik der Schwangerschaft für den Protestantismus, hob die Vorsitzende der Jury, Professor Helga Kuhlmann, hervor. "Es ist faszinierend zu lesen, wie sie die Entwicklung einer Schwangerschaft beschreibt. Wie langsam aus einem Wesen zwei werden. Welche unterschiedlichen Verbindlichkeiten daraus entstehen." Für die Frau sei geheimnisvoll, was in ihr passiert. Aber sie sei auch gefordert, dass sie das "Geschenk des Lebens" zulässt.

Obwohl Christiane Kohler-Weiß die theologische Norm, dass jedes Leben ein Geschenk Gottes sei, niemals aufgibt, sei doch die Frau die letzte Urteilsinstanz bei der Entscheidung über einen Schwangerschaftsabbruch. Die Autorin nehme komplexe Notlagen wahr, so Helga Kuhlmann. "Aber eine Abtreibung bedeutet Schuld, dem weicht sie nicht aus."

In der Arbeit stellt die Preisträgerin zunächst die Entwicklung evangelischer Ethik seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts dar. An jeweils einem Beispiel für jedes Jahrzehnt beschreibt sie die historischen und juristischen Umstände und die vor diesem Hintergrund jeweils aktuelle evangelische Ethik. Am Schluss entwickelt sie daraus eine eigenständige Orientierung.

Christiane Kohler-Weiß hat in Heidelberg, Wien, Tübingen und Kiel Theologie studiert, nach dem ersten Staatsexamen bekam sie ein Stipendium der französischen Regierung für einen Studienaufenthalt in Straßburg. Ihre Promotion in Heidelberg schloss sie im Oktober 2002 mit der Note "Summa cum laude" ab.

Der Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird, ist nach der Jenaer Kirchenhistorikerin Hanna Jursch benannt, die sich 1934 als erste Frau an einer deutschen Theologischen Fakultät habilitierte. Die Preisverleihung ist für den Frühsommer in Heidelberg geplant - womit die Preisträgerin zweimal Grund zur Freude hat: Im Mai erwartet sie ihr drittes Kind.

Hannover, 22. Februar 2003

Pressestelle der EKD
Anita Hartmann

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