„Chancen und Grenzen des medizinischen Fortschritts“

Kirchen eröffnen am 3. Mai in Bayreuth bundesweite „Woche für das Leben 2003“

Die Diskussion über „Chancen und Grenzen des medizinischen Fortschritts“ steht im Mittelpunkt der diesjährigen Woche für das Leben, die vom 3. bis 10. Mai 2003 bundesweit von den Kirchen veranstaltet wird. Die zentrale Eröffnungsveranstaltung findet am 3. Mai in Bayreuth statt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, stellten heute in Berlin die zentralen Anliegen der Woche für das Leben 2003 vor.

Präses Kock betont, dass die Thematisierung des medizinischen Fortschritts nichts mit einer rückwärtsgewandten, fortschrittsfeindlichen Perspektive zu tun habe. Die „Vorstellung, Krankheit an sich ließe sich medizinisch-technisch in den Griff bekommen“ führe die Medizin letztlich jedoch „in einen Machbarkeitswahn, mit Folgen, die niemand wollen kann“. An Grenzen stoße der medizinische Fortschritt insbesondere dort, „wo menschliches Leben selbst zum Opfer des Erfolges“ werde: „Wenn ein Leben auf Kosten eines anderen erhalten und gefördert wird, wenn menschliches Leben zu Zwecken der Forschung „verbraucht“ wird, oder wenn man sich eine Entscheidung darüber anmaßt, welches Leben Entfaltung und Zuwendung verdient und welches nicht, dann verfehlen die Bemühungen der Medizin ihr ursprüngliches Ziel, dem Leben zu dienen“, so Kock.

Kardinal Lehmann warnt vor dem „Traum vom perfekten Menschen“, der letztlich zutiefst inhuman sei. Nur allzu schnell werde der Mensch dabei zum „Schadensfall“, zur „vermeidbaren Belastung“ oder zum „untragbaren Versicherungsrisiko“. Von der Enquete-Kommission „Ethik und Recht der modernen Medizin“ erhofft er eine „differenzierte und kritische Beurteilung medizinethischer Fragestellungen, die den Schutz menschlichen Lebens in allen Entwicklungsstadien klar im Blick behält“. Ethisch dringend geboten sei eine Verlängerung des EU-Moratoriums für die gemeinschaftliche Finanzierung von Forschung an menschlichen Embryonen. Nach dessen Auslaufen Ende dieses Jahres drohe eine Freigabe solcher Förderungen. Um einem einseitigen technischen Umgang mit Gesundheit und Krankheit entgegenzutreten gelte es zudem, „das spezifisch christliche Profil“ kirchlicher Einrichtungen im Bereich der Krankenpflege zu schärfen.

Am Samstag, den 3. Mai, um 10.00 Uhr eröffnen Präses Kock und Kardinal Lehmann die Woche für das Leben 2003 mit einem Ökumenischen Gottesdienst in der Evangelischen Ordenskirche St. Georgen in Bayreuth. An dem Gottesdienst nehmen auch der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, und der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Friedrich, teil. Zwischen 09.15 Uhr und 14.00 Uhr findet in der Innenstadt von Bayreuth ein „Markt der Möglichkeiten“ statt. Von 14.00 Uhr bis 15.00 Uhr ist vor der Spitalkirche am Markt ein Gesprächsforum zu „Chancen und Grenzen des medizinischen Fortschritts“ vorgesehen. Kardinal Lehmann und Präses Kock werden hier die Anliegen der Kirchen mit Gästen aus Gesellschaft, Kirche und Politik diskutieren.

Vom 3. bis 10. Mai finden bundesweit in katholischen und evangelischen Kirchengemeinden und anderen kirchlichen Einrichtungen Veranstaltungen zur Woche für das Leben statt.

Das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und das Kirchenamt der EKD haben ein Arbeitsheft zur Woche für das Leben vorgelegt, das neben Anregungen für Gottesdienst und Unterricht wichtige Beiträge zum Thema „Chancen und Grenzen des medizinischen Fortschritts“ enthält. Diese Informationen gibt es auch im Internet bei der Deutschen Bischofskonferenz http://www.dbk.de/ oder www.ekd.de/woche/2003/

Berlin, 31.März 2003

Christof Vetter
Pressestelle der
Evangelischen Kirche in Deutschland

Dr. Martina Höhns
Pressestelle der
Deutschen Bischofskonferenz