Gläserne Gene: Schützt uns ein Gesetz?

Tacheles diskutiert über das Für und Wider von Gentests

Gentests dürften stets nur mit Einwilligung der Betroffenen möglich sein, fordert der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, angesichts eines boomenden Marktes für Gentests. Über das Für und Wider von Gentests diskutieren in der evangelischen Talkshow "Tacheles" am 20. April 2004 außer ihm Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, der Biotechnologie-Experte Hans Günter Gassen und die Betroffenen Dieter Buchal und Jeannette Drygalla. Tacheles beginnt um 19 Uhr in der Marktkirche Hannover und wird bundesweit auf Phoenix ausgestrahlt.

Eine Weitergabe der Ergebnisse von Gentests an Arbeitgeber oder Versicherungen ohne Zustimmung der betroffenen Personen müsse ausgeschlossen sein, warnt Bischof Wolfgang Huber mit Blick auf künftige Bestimmungen und schon geltende Versicherungspraxis in England. "Eine solche Weitergabe verstößt gegen das Selbstbestimmungsrecht." Er teile die Forderung der Bundesjustizministerin, heimliche Vaterschaftstests per Gesetz zu verbieten.

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries ärgert sich über das aggressive Werben von Gentestlabors mit Slogans wie "Sind Sie eigentlich der Vater?". Die Regierung plane derzeit ein Gentestgesetz, doch "Vaterschaftstests ohne die Einwilligung des Kindes sind schon heute rechtswidrig".

Biochemie-Professor Hans Günter Gassen hingegen plädiert dafür, dass Vaterschaftstests auch ohne Einwilligung aller Beteiligten - im Sinne einer Waffengleichheit der Geschlechter - möglich sein müssten. Grundsätzlich könnten sinnvoll eingesetzte Gentests Leben retten, betont er. Von einem Gentestgesetz hält er nichts.

Dieter Buchal hat ohne die Einwilligung aller Beteiligten einen Vaterschaftstest machen lassen. Das Ergebnis ist, dass er nicht Vater einer achtjährigen Tochter ist. Von seiner ehemaligen Partnerin fühlt er sich betrogen. Er lehnt das geplante Verbot von Tests ohne Einwilligung von Mutter und Kind ab. Denn Männer hätten das Recht zu erfahren, ob sie tatsächlich Vater seien. Weil in ihrer Familie eine tödliche Erbkrankheit vorliegt, ließ Jeannette Drygalla ihre Gene testen. Betreut wurde sie dabei von einem Psychologen und einer Ärztin. Sie warnt davor, Gentests machen zu lassen, wie einen Haartest beim Friseur.

Zu Gast am Tacheles-Stehtisch ist Thomas Krahn, Geschäftsführer der Firma Biotix, die für Vaterschaftstests wirbt. Er glaubt, dass bei einem Verbot "heimlicher" Tests die Untersuchungen im Ausland gemacht werden.

Tacheles wird moderiert von Hanna Legatis (NDR) und Pastor Jan Dieckmann (Ev. Radio- und Fernsehkirche im NDR). Der Ergebnis- und Dokumentationskanal Phoenix überträgt die Sendung am Mittwoch, 21. April um 16.30 Uhr, am Samstag, 24. April um 22.15 Uhr und am Sonntag, 25. April um 17 Uhr.

Hannover, 13. April 2004

Pressestelle der EKD
Anita Hartmann

Hinweis: Der Evangelische Kirchenfunk Niedersachsen (ekn) bietet hörfunkfähige O-Töne von den Gästen der Tacheles-Sendung an. Für Informationen und Absprachen wenden Sie sich bitte an Hans-Gerd Martens, E-Mail: info@ekn.de. Hintergrundinformationen zur Sendung sind im Internet zu lesen unter http://www.tacheles.net/. Dort wird bereits im Vorfeld der Sendung diskutiert und die Debatte im Anschluss dokumentiert.