EKD-Ratsvorsitzender Kock: "Kinder sind der wirkliche Reichtum der Gesellschaft"

Familien sind Grundstein der Gesellschaft von morgen

Kinder würden in Deutschland das größte Armutsrisiko darstellen. Dies sei ein unerträglicher Skandal, so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, in seinem Vortrag "Wert und Bedeutung der Familie für unsere Gesellschaft", den er am 17. Mai, 11 Uhr, in Düsseldorf-Kaiserswerth vor dem Rittertag der Rheinischen Genossenschaft des Johanniterordens hielt. Damit junge Menschen ihrem Kinderwunsch nachkommen könnten, seien materielle Absicherung gegen Armut und Betreuungsangebote notwendig.

Nicht das Pro-Kopf-Einkommen sondern die "Zahl ihrer Kinder macht den wirklichen Reichtum einer Gesellschaft aus", so der EKD-Ratsvorsitzende in seinem Vortrag. Mit der zweitgeringsten Geburtenrate auf der Welt gehöre Deutschland unter diesem Gesichtspunkt zu den ärmsten Ländern. Im Spannungsverhältnis zu dem Befund stehe jedoch der Wunsch von 80 bis 90 Prozent der jungen Menschen nach einer Familie.

Besonderen Handlungsbedarf sieht Kock bei der materiellen Sicherheit von Familien gegen Armut: "Dass Kinder für Familien nach wie vor das größte Risiko in Deutschland darstellen, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, ist und bleibt ein unerträglicher Skandal, gegen den wir alle beständig und lautstark protestieren müssen." Die Einrichtung ausreichender Betreuungsangebote und die Berücksichtigung von Kindererziehungszeiten in der Alterssicherung seien erforderlich. Dazu habe sich die EKD ausführlich in einer kürzlich erschienen familienpolitischen Stellungnahme des Rates der EKD geäußert.

Familien seien der Grundstein für die Gesellschaft von morgen. "Die Leistungen der Familien sind nicht nur gesellschaftlich, sondern auch volkswirtschaftlich unverzichtbar und in ökonomischen Größenordnungen bewertbar", betonte Kock. Gegen die Gründung von Familie sprächen neben Problemen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch eine Tendenz zur Individualisierung und die Mobilitätsanforderungen der Wirtschaft. Voraussichtlich 30 Prozent der westdeutschen Frauen und jede vierte ostdeutsche Frau des Jahrgangs 1965 würden kinderlos bleiben. Unter den Akademikerinnen seien es 40 Prozent. "Je ausgeprägter die Berufsorientierung insbesondere der Frau ist, desto weniger Kinder wünschen sich die Paare", so Kock.

Die geeigneteste Form des familiären Zusammenlebens sei aus evangelischer Sicht die Ehe. Familie sei aber auch dort, wo ein oder zwei Erwachsene in einer Verantwortungsgemeinschaft mit ihren Kindern lebten. Auch sie könnten sich kirchlicher Unterstützung gewiss sein. Zu den gesellschaftlichen Kernaufgaben der Kirche gehöre der Einsatz für den Schutz des menschlichen Leben. Dies beziehe sich gleichermaßen auf Fragen der Bioethik, der Friedensethik wie auch auf den Schutz des geborenen menschlichen Lebens.

Hannover, 15. Mai 2003
Pressestelle der EKD
Anita Hartmann

EKD-Text 73 "Was Familien brauchen. Eine familienpolitische Stellungnahme des Rates der EKD"