Kirche unter urbanen Bedingungen

Frühjahrstagung der Liturgischen Konferenz

Kirche müsse ihre Räume öffnen, forderte Professor Wolfgang Grünberg, Leiter der Arbeitsstelle Kirche und Stadt an der Universität Hamburg, auf der Frühjahrstagung der Liturgischen Konferenz vergangene Woche in Fulda. Gemeint seien damit sowohl die Kirchengebäude als auch die Gottesdienste im Sinn von Räumen der Erfahrung mit Gott. Kirche unter urbanen Bedingungen ist nicht Gemeindekirche, so Grünberg. Das habe Folgen für Gottesdienste in der Stadt, wie an der facettenreichen Gottesdienstkultur in St. Michaelis, Hamburg exemplarisch deutlich werde.

Wolle die Kirche heutzutage Menschen erreichen, dürfe sie nicht unter sich bleiben. Wie es nicht sein soll, daran erinnere die "wahre Legende" über den Start der Citykirchenarbeit in Nürnberg: Der Küster, so Grünberg, sei rufend durch die mit Touristen gefüllte Kirche gegangen und habe alle aufgefordert: "Bitte verlassen Sie die Kirche, der Gottesdienst beginnt!" Anschließend habe er die Türen geschlossen, damit die Gemeinde – ungestört – ihren Gottesdienst feiern könne.

Die Liturgische Konferenz – ehemals Lutherische Liturgische Konferenz Deutschlands – arbeitet derzeit in fünf Ausschüssen an Fragen eines multireligiösen Gottesdienstes, der Neuentdeckung des Kirchenjahrs, der Bedeutung biblischer und literarischer Texte in der Seelsorge, des Singens in der Gemeinde und der Frage, wie künftig einmal aussehen müsse, was bis heute als "Agende" oder schon abgewandelt als "Gottesdienstbuch" bezeichnet wird. In dieser Konferenz sind die einzelnen Landeskirchen im Bereich der EKD vertreten, darüber hinaus Vertreterinnen und Vertreter unter anderem aus Österreich und der Schweiz. Die Konferenz erarbeitet grundlegende Fragen des evangelischen Gottesdienstes in Arbeitssausschüssen und liturgischen Fachtagungen.

Hannover, 23. März 2004
Pressestelle der EKD
Christof Vetter