Auslandsbischof: Weltkirchenrat muss deutlicher Stellung beziehen

Hannover (epd). Der Weltkirchenrat muss nach Ansicht des Auslandsbischofs der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, deutlicher zu aktuellen Problemen in der Welt Position beziehen. Es sei eine zentrale Aufgabe des Ökumenischen Rates der Kirchen, zu sozialen und politischen Fragen Stellung zu nehmen, sagte Schindehütte in einem epd-Gespräch zum Ende der "Dekade zur Überwindung von Gewalt".

Von 17. bis 25. Mai findet in Kingston (Jamaika) die "Dekade zur Überwindung von Gewalt" mit einer großangelegten Tagung, einer sogenannten Friedenskonvokation, ihren Abschluss. Bei dem Treffen, zu dem rund 1.000 Kirchenvertreter aus aller Welt erwartet werden, soll eine Bilanz der Friedensarbeit der Kirchen weltweit in den zurückliegenden zehn Jahren gezogen werden.

Bei der Tagung in Jamaika müsse kritisch bilanziert werden, "wohin hat uns das in Friedensfragen gebracht", sagte Schindehütte, der als Auslandsbischof rund 130 Gemeinden weltweit vertritt. Seiner Einschätzung nach hat die Dekade "die friedensethische Diskussion in den Kirchen geerdet". Gleichzeitig merkte er jedoch auch kritisch an: "Ich hätte mir gewünscht, dass die Friedenskonvokation im Blick auf die öffentliche Wirkung besser geplant worden wäre."

Die Kirchen in Deutschland hätten das Engagement für den Frieden in zahlreichen Projekten aufgegriffen, sagte Schindehütte. Die Aktivitäten reichten von der theoretischen Auseinandersetzung mit einer politischer Friedensethik bis hin zu Gewaltprävention in Schulen oder Familien. Auch auf Ebene der EKD habe die Friedensarbeit eine Struktur bekommen. Schindehütte verwies unter anderem darauf, dass die EKD im Oktober 2008 erstmals einen Friedensbeauftragten eingesetzt hat.

Zugleich sieht Schindehütte aber auch Erfolge der Friedensdekade auf internationaler Ebene. Der Sudan sei ein Beispiel dafür, welchen Einfluss das kirchliche Engagement auch für Friedensprozesse auf politischer Ebene habe, sagte der Auslandsbischof. Im Südsudan wäre es ohne das langfristige Wirken der Kirche nicht zu dem friedlich abgeschlossenen Referendum gekommen. Mit Blick auf Afrika und Asien sagte er: "Wir sind sehr sensibel geworden für jede Form religiöser Gewalt."

09. Mai. 2011