Predigt in Jerusalem

Ratsvorsitzender ruft zur Nächstenliebe auf

Nächstenliebe offenbare sich, wenn die Notsituation eines Bedürftigen andere Menschen zum Handel brächte. Dies sei die Umkehrung der Frage nach dem Nächsten erklärte Manfred Kock, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am 14. September in seiner Predigt in der Erlöser-Kirche zu Jerusalem. In der von Jesus erzählten Geschichte von dem Mann, der zwischen Jerusalem und Jericho unter die Räuber gefallen ist, sei der Verwundete nicht mehr Hilfsobjekt, sondern er mache den Samariter zum Handelnden.

Der Ratsvorsitzende beschreibt genauer. "Wer mein Nächster ist, ergibt sich nicht aus traditionellen Beziehungen: weder aus Verwandtschaft noch Nachbarschaft, weder aus Volkszugehörigkeit noch Freundschaft. Es ist allein die Hilfsbedürftigkeit des leidenden, in Not geratenen Menschen. Sie macht den Helfenden zum Nächsten - jeden, der zur Hilfe in der Lage ist."

Im menschlichen Miteinander ginge es darum, durch die Bedürftigen zum Handeln gebracht zu werden und nicht großmütig zu überlegen, wem man zu Helfen bereit sei. Menschen könnten so ohne jeden Eigennutz helfen und müssten nicht an 1.000 Räubergeschichten der Welt verzweifeln. Christen seien aufgefordert, „desgleichen zu tun,“ ruft Kock auf. Mit der Hilfe solle keiner bis zur Beseitigung der ungerechten Weltstrukturen warten, sondern "gleich und sofort zupacken".

Hannover, 12. September 2003
Pressestelle der EKD
Christof Vetter / Kai Hennig Thorhauer

Hinweis: Der Wortlaut der Predigt