Den internationalen Druck auf die Regierung im Sudan verstärken

Menschen vor Gewalt schützen – Sicherheit wiederherstellen – Hilfe leisten

Erklärung des Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, zur Lage im Sudan

Letzte Woche unterzeichnete die sudanesische Regierung zusammen mit den Rebellen im Süden des Landes ein Rahmenabkommen für den Frieden. Dies war ein wichtiger Schritt zur Beendigung des längsten Bürgerkrieges Afrikas und ist ein Hoffnungszeichen für den ganzen Kontinent. Gleichzeitig hat jedoch ein neuer Krieg in der Region Darfur, im Westen des Sudans, schreckliche Ausmaße angenommen. Ethnisch motivierte Vertreibungen, Massenmorde und Vergewaltigungen durch regierungsnahe Milizen sind an der Tagesordnung. Etliche Beobachter befürchten einen bereits beginnenden Genozid, ähnlich demjenigen in Ruanda vor zehn Jahren. Offensichtlich ist die Regierung in Khartum bereit, im Zuge der innenpolitischen Auseinandersetzungen mit äußerster Brutalität vorzugehen und dabei das Leben von Tausenden von Menschen zu opfern. Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schwerste Menschenrechtsverletzungen werden von ihr veranlasst oder zumindest geduldet.

Das internationale Caritas-Netzwerk und die Diakonie Katastrophenhilfe gehen auf der Grundlage von offiziellen Schätzungen davon aus, dass sich 130.000 sudanesische Flüchtlinge im benachbarten Tschad befinden und weit über eine Million Menschen in Darfur auf der Flucht sind. Mehr als 30.000 Menschen sollen bereits ums Leben gekommen sein, weiteren 350.000 droht der Hungertod. Nach Aussagen von UN-Beobachtern erleben wir hier die gegenwärtig schlimmste humanitäre Katastrophe. Die internationale Gemeinschaft ist aufgerufen, jetzt schnell zu handeln.

Wir nehmen mit großer Zustimmung und Dank wahr, dass sich die deutsche Politik – Regierung und Opposition – konstruktiv und im gegenseitigen Einvernehmen um eine konkrete und zügige Lösung der dramatischen Situation bemüht. Dazu gehört die Bereitstellung finanzieller Mittel für humanitäre Sofortmaßnahmen sowie die Bereitschaft Deutschlands, sich im UN-Sicherheitsrat für ein umfassendes Waffenembargo gegen den Sudan einzusetzen.

Wir appellieren an die Bundesregierung und an die Regierungen aller anderen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vertretenen Staaten, sich mit der gebotenen Dringlichkeit für die Beendigung des Konflikts sowie für die Schaffung eines freien Zugangs der Hilfsorganisationen in die Krisenregion einzusetzen. Darüber hinaus sollte der Sicherheitsrat alle notwendigen Maßnahmen beschließen und unverzüglich einleiten, die zur sofortigen Wiederherstellung der Sicherheit in Darfur nötig sind und eine geschützte Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Dörfer ermöglichen. Der Regierung des Sudans muss deutlich gemacht werden, dass sich der Sicherheitsrat gegebenenfalls zur Erteilung eines robusten Mandats zur Verhinderung eines weiteren Genozids entschließen wird. Des Weiteren setzten wir uns mit Nachdruck für eine Ausweitung der von der Europäischen Union unterstützten Beobachtermission der Afrikanischen Union ein. Nur eine sofortige und umfassende Überwachung und gegebenenfalls Sicherung des Waffenstillstandes kann die Rückkehr der Flüchtlinge und Hilfe in Darfur ermöglichen.

Die kommenden Tage und Wochen gelten als entscheidend für die Organisation der weltweiten Hilfe, da mit Beginn der Regenzeit weite Teile der Region allenfalls über den Luftweg zu erreichen sind. Nicht nur die internationale Staatengemeinschaft ist gefordert. Wir alle müssen und können dazu beitragen, dass den Menschen in Darfur geholfen wird. Die Caritas versorgt in Zusammenarbeit mit dem Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) in drei (von sechs) Lagern mehr als 36.000 Flüchtlinge. Auch die Diakonie ist mit ihren Partnern im Tschad für die Flüchtlinge aktiv und sichert für rund 30.000 Menschen die Trinkwasserversorgung. Daneben sorgen sich die kirchlichen Werke der Entwicklungsarbeit, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst und Misereor, bereits heute um den Wiederaufbau in der gesamten Krisenregion. Wir rufen zu solidarischer Hilfe für die notleidenden Menschen auf und bitten eindringlich um Spenden.

Caritas international, Freiburg, Spendenkonto 202, bei der Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe BLZ 660 205 00. Stichwort „Sudan“,

Diakonie, Katastrophenhilfe, Spendenkonto 502 707, bei der Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70. Stichwort "Sudan"

Für die Richtigkeit:

Hannover/Bonn, 2. Juni 2004

Pressestelle der EKD 
Silke Fauzi

Pressestelle der DBK
Dr. Martina Höhns

Hinweis: Diese Pressemitteilung wird zeitgleich von den Pressestellen der EKD und der DBK verschickt.