Huber: „Europa braucht ein Wertefundament“

EKD-Ratsvorsitzender zu Gesprächen bei der EU-Kommission

Er sei ein „Anwalt der Vertiefung der Europäischen Union“, erklärte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, am Dienstag, 30. Mai, in Brüssel. Ein Zusammenwachsen Europas könne aber nur gelingen, wenn es Klarheit über das Wertefundament und die geistigen Grundlagen der Union gebe. Auf Einladung des österreichischen Bundeskanzlers und amtierenden EU-Ratsvorsitzenden, Wolfgang Schüssel, und des Kommissionspräsidenten der Europäischen Union, José Manuel Barroso, waren führende Vertreter der Weltreligionen zu einem Gespräch über „Grundrechte und gegenseitigen Respekt“ nach Brüssel gekommen.

Er begrüße es außerordentlich, dass diese Einladung der beiden EU-Präsidenten an die Religionsvertreter erfolgt sei, so der EKD-Ratsvorsitzende nach dem Gespräch. Damit würden die Kirchen und Religionsgemeinschaften in ihrer Rolle als Dialogpartner wahrgenommen, wie in der EU-Verfassung vorgesehen. Die Frage nach der Bedeutung gemeinsamer Werte gewinne nicht nur in den einzelnen Staaten Europas, sondern auch auf der Ebene der EU an Bedeutung. Für ein gemeinsames Wertefundament könnte die EU-Verfassung den notwendigen Rahmen bieten. Die christlichen Kirchen könnten einen wichtigen Beitrag leisten, die Kultur der Freiheit und eine Kultur des Respekts vor den Glaubensüberzeugungen anderer in den säkularen Gesellschaften Europas zu verankern.

Im Blick auf das Thema Migration und Integration könnten die Kirchen zweierlei leisten, so Huber: „Wir können den Ursachen von Spannungen nachgehen und sie thematisieren. Das ist lange vernachlässigt worden. Wir können aber auch dazu beitragen, diese Spannungen selbst abzubauen.“ Der Schlüssel zu Veränderungen in diesem Bereich liege in der Bildung. „Der Zusammenhang zwischen Integration und Bildung wurde bisher zu wenig beachtet.“

Von protestantischer Seite nahmen an dem Treffen außerdem die Leiterin des EKD-Büros Brüssel, Sabine von Zanthier, der Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), Jean Arnold de Clermont, sowie der Direktor der Kommission für Kirche und Gesellschaft der KEK, Rüdiger Noll, teil.

Brüssel, 31. Mai 2006

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi / Katrin Hatzinger