„Zur Hoffnung berufen“

Wolfgang Huber bei den christlichen Begegnungstagen in Prag

Die christlichen Kirchen bringen ihre Hoffnung in die Gestaltung Europas mit ein. Darauf machte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber in seinem Hauptvortrag bei den christlichen Begegnungstagen in Prag am Samstag, 18 Juni, aufmerksam. Christen unterschiedlicher Konfessionen aus sechs Ländern in Mitteleuropa haben sich zu den Begegnungstagen in der tschechischen Hauptstadt vom 17. bis zum 19. Juni unter dem Motto „zur Hoffnung berufen“ getroffen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland wies ausdrücklich darauf hin, dass Christen dafür eintreten, dass Europa nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft, sondern zugleich eine Wertegemeinschaft werde.

Wolfgang Huber erinnerte daran, dass sich die Kirchen Europas mit der Charta Oecumenica auf eine „gemeinsame Verpflichtung“ verständigt haben. Viele Kirchen in Europa haben, seit sie im April 2001 von der Konferenz Europäischer Kirchen und vom Rat der römisch-katholischen Bischofskonferenz vorgeschlagen wurde, unterzeichnet. 16 Kirchen in Deutschland haben während des ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin unterschrieben. Auf der biblischen Grundlage der christlichen Hoffnung sei damit ein Anfang gemacht. Nun gelte es die Verpflichtung bekannter zu machen und umzusetzen. Die Charta Oecumenica  bringe die Hoffnung zur Sprache, die in den Christen sei. Dabei sei sowohl die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen als auch der gesellschaftlichen Auftrag der Kirchen aufgenommen.

In der aktuellen Entwicklung Europas zeigen sich nach Ansicht des Ratsvorsitzenden „Anzeichen von Lähmungen und Resignation“: „Die wirtschaftliche Krise hält an; das wirtschaftliche und soziale Gefälle im gemeinsamen Europa wird uns noch lange begleiten. Die politische Begeisterung erlahmt; der europäische Verfassungsprozess ist ins Stocken geraten.“ Dies sei die Situation, in der die Hoffnung der Christen gefragt sei. Die Hoffnung auf ein  friedliches und gemeinsames Zusammenleben in Europa dürfe „nicht nur der kleinste gemeinsame Nenner nationaler Egoismen sein“. Es sei gut und richtig, die Europäische Verfassung kritisch zu prüfen, aber es sei auch gefährlich, sich danach wieder in den nationalen Rahmen zurück zu ziehen.

Hannover / Prag, 17. Juni 2005

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Der Vortrag im Wortlaut