EKD begrüßt Verzicht auf Vergeltung an Mörder von Bischof Rahho

Todesstrafe widerspricht der Überzeugung, dass Gott Herr über Leben und Tod ist

Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, hat ausdrücklich den Widerstand der chaldäisch-katholischen Kirche gegen die Verhängung des Todesurteils gegen den Verantwortlichen des Mordes an dem irakischen Bischof Rahho begrüßt. Die Entführung und Ermordung des Erzbischofs von Mossul hatte in den ersten Monaten des Jahres international für Aufsehen gesorgt. Kirchliche wie politische Vertreter aus aller Welt hatten zur Freilassung Rahhos aufgerufen. Im März wurde dann die Leiche Rahhos aufgefunden. Der Iraker Abu Omar wurde im April als mutmaßlicher Mörder festgenommen. Ihm werden Beziehungen zum islamistischen Terrornetzwerk Al-Qaida unterstellt.

Nach der Verhängung des Todesurteils gegen Abu Omar in dieser Woche hat sich die Kirche des ermordeten Erzbischofs, die mit Rom unierte chaldäisch-katholische Kirche, deutlich gegen das Urteil ausgesprochen. Bischof Martin Schindehütte schließt sich dieser ablehnenden Haltung grundsätzlich an. Er unterstreicht damit, dass die Kirchen grundsätzlich die Todesstrafe ablehnen. Zu den Grundlagen christlichen Glaubens gehöre es, Gott als alleinigen Herrn über Leben und Tod anzuerkennen. Zudem nehme diese endgültige Strafe dem Verurteilten die Möglichkeit zu Reue und Umkehr. Der irakische Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako, unterstrich zudem, dass die Hinrichtung des Täters es unmöglich mache, die Hintergründe und Motive des Verbrechens aufzuklären: So sei es weiterhin nicht bekannt, ob der Ermordung Rahhos politische, religiöse oder kriminelle Motive zugrunde lägen.

Einig ist sich Bischof Schindehütte mit den irakischen Kirchenvertretern auch darin, dass die Vollstreckung des Todesurteils nicht zu einer Verbesserung der Lage der Christen im Irak beitrüge, sondern nur vermehrt Hass und Gewalt schüre.

Die chaldäisch-katholische Kirche ist die mitgliederstärkste Kirche im Irak. Am Ende der Ära des Diktators Saddam Hussein lebten etwa 800.000 Christen im Zweistromland. Seitdem hat infolge brutaler Verfolgung mehr als die Hälfte der christlichen Bevölkerung das Land verlassen müssen. Aus diesem Grund macht sich die EKD seit Wochen für eine Aufnahme irakischer Flüchtlinge in der EU stark. Eine solche Hilfe sollte sich nicht ausschließlich, jedoch aufgrund der Umstände verstärkt auf irakische Christen konzentrieren.

Hannover, 24. Mai 2008

Pressestelle der EKD
Christof Vetter