Europäische Vernetzung stärkt Bedeutung kirchlicher Auslandsarbeit

Regionalkonferenz Mittel- und Osteuropa tagte in Kiew

Touristen und Auswanderer auf Zeit gewinnen für die deutschsprachigen evangelischen Gemeinden in Mittel- und Osteuropa immer größere Bedeutung. Darin waren sich die Teilnehmenden der Regionalkonferenz der deutschsprachigen evangelischen Seelsorger einig. Sie tagten vom 15. bis 19. Juli in Kiew. Daran teilgenommen haben Pfarrerinnen und Pfarrer aus Abakan, Kaliningrad, Krasnojarsk, Kiew, St. Petersburg, Moskau, Samara, Riga, Baku, Ljubeljana, Tallinn, Budapest und Prag, die im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die Seelsorge an Menschen deutscher Sprache und Herkunft entsandt sind.

Die Entwicklungen eines sich erweiternden Europas spiegelten sich auch in den Erfahrungen der Gemeinden, erklärte die Leiterin der Europa-Abteilung im Kirchenamt der EKD, Antje Heider-Rottwilm im Anschluss an die Konferenz. „Eine wachsende Zahl von Menschen, die durch die politische, kulturelle und wirtschaftliche Vernetzung für eine begrenzte Zeit in Mittel- und Osteuropa leben, finden in den deutschsprachigen Gemeinden ein Stück Heimat.“ Auch der Tourismus sei für die Gemeinden von zunehmender Bedeutung – als missionarische Chance, als Herausforderung an die Gastfreundschaft der Gemeinden, als Möglichkeit der Begegnung und der Vermittlung von Zugängen zu dem kulturellen Kontext in den jeweiligen Ländern. „Dazu gehört auch die Begegnung mit den bewegenden Lebensschicksalen von Menschen, die durch Jahrzehnte von Unterdrückung, Vertreibung und Leid hindurch den evangelischen Glauben bewahrt und weiter gegeben haben“, so Antje Heider-Rottwilm.

Der Tagungsort Kiew bot die Möglichkeit, mit der evangelisch-lutherischen Gemeinde der St. Katharinakirche, die mit Hilfe der bayrischen Landeskirche eindrucksvoll wieder hergestellt wurde, Gottesdienst zu feiern. Außerdem konnten die Teilnehmenden in den Gesprächen mit Gemeindegliedern und Vertretern anderer Konfessionen die Vielfalt der Kulturen und Lebensläufe der Menschen in Kiew kennen lernen und dabei die Stadt als Geburtsort des Christentums russisch-orthodoxer Prägung erleben. In diesem orthodox geprägten Umfeld und untergebracht in einem römisch-katholischen Priesterseminar, wurde das missionarische Profil evangelischer Verkündigung in einem orthodoxen Umfeld reflektiert.

Nach der Tagung seien die Pfarrerinnen und Pfarrer entschlossen, mit ihren Gemeinden zu beraten, wie sie in ihren Kirchen Reisende willkommen heißen und auf ihre geistlichen und kulturellen Erwartungen antworten können. „Ein solches Angebot liegt nahe“, sagte Antje Heider-Rottwilm, „Immerhin liegen sie oft in den historischen Zentren der Städte und gehören zu den kulturellen Attraktionen.“ Und nicht zuletzt sei die kompetente Begleitung von interessierten Gästen eine Möglichkeit, notwendige eigene Einnahmen zu erwirtschaften.

„Die persönliche Präsenz der Pfarrerinnen und Pfarrer ist für das geistliche Leben der Gemeinden unverzichtbar – sowie als Botschafter der Evangelischen Kirche in Deutschland für die ökumenischen und politischen Partner,“ so Reiner Rinne, der seinen Dienst für die EKD als Referent für Mittel- und Osteuropa mit dieser Konferenz beendet hat.

 
Hannover, 20. Juli 2006
Pressestelle der EKD
Silke Fauzi