Nachdenken über die Zukunft der Ökumene

Wolfgang Huber regt neues Modell an

Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung seien Schlüsselthemen für die Kirchen, erklärte die hannoversche Landesbischöfin und Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Kässmann, bei der 3. Europäischen Oekumenischen Versammlung (EöV3) am Freitag, 7. September in Hermannstadt. Diese Themen seien nicht sekundäre, sondern gehörten zum Wesenskern der Kirchen. Es sei ein wichtiges Signal, dass sich die versammelten Christen aus Europa intensiv damit auseinandersetzten. Die Versammlung könne zwar keine rechtlich bindenden Beschlüsse fassen, sagte Margot Kässmann vor Journalisten. „Aber wir können mit aller Klarheit bekräftigen, dass die Menschenrechte, gerade auch das Recht auf Religionsfreiheit, die Basis von Freiheit und Demokratie bilden.“ Dies müsse auch Staaten gegenüber deutlich gemacht werden, die Mitglied in der Europäischen Union werden wollten.

Es sei eine gewisse Ernüchterung in der ökumenischen Bewegung eingekehrt, räumte Margot Kässmann ein. „Es gab jahrelang eine Begeisterung und grosse Hoffnung, dass wir – gerade auch durch die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigung und die Erarbeitung der Charta Oecumenica – die Unterschiede im Amts- und Kirchenverständnis überwinden könnten und Abendmahlsgemeinschaft in Sichtweite sei. Aber nun stellen wir fest: Die theologischen Unterschiede bestehen nach wie vor.“ Die Versammlung in Hermannstadt mache deutlich, dass eine Neuorientierung in der Oekumene notwendig sei.

Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, brachte vor seiner Abreise aus Hermannstadt ein Oekumene-Modell aus drei Elementen ins Gespräch. Das Konvergenzmodell und das Modell des Konziliaren Prozesses seien offensichtlich an ihr Ende gekommen, erklärte Huber. „Ich glaube, das Modell der Oekumene für die Zukunft müsste eine Oekumene der Spiritualität, eine Oekumene des wechselseitigen Respektes und eine Oekumene des gemeinsamen Handelns sein.“ Huber hatte in seinem Vortrag vor der Versammlung einen gemeinsamen Kanon spiritueller Texte, Lieder und Gebete aus den christlichen Konfessionen angeregt. Ein solcher Kanon könne zum Beispiel im Blick auf den Oekumenischen Kirchentag 2010 in München erstellt werden.

Die 3. Europäische Oekumenische Versammlung, an der seit Dienstag rund 2.000 Christen aus den Kirchen Europas im rumänischen Hermannstadt/Sibiu teilnehmen, geht am Sonntag mit Gottesdiensten und einer gemeinsamen Schlussandacht zu Ende.

Hannover/Hermannstadt, 7. September 2007
Pressestelle der EKD
Silke Römhild