„Ökumene nicht auf dem Weg in neue Eiszeit“

Kock und Lehmann erhalten gemeinsam Hans-Ehrenberg-Preis

„Die Zukunft der Kirche wird ökumenisch sein“, so die Einschätzung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock. Am heutigen Mittwoch nimmt er zusammen mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Karl Lehmann, erstmals gemeinsam einen Preis entgegen. Die Repräsentanten der beiden Kirchen erhalten in der Bochumer Christuskirche der Hans-Ehrenberg-Preis.

„Die Ökumene ist nicht auf dem Weg in eine neue Eiszeit." Wer dies behaupte sei nicht auf der Höhe der Zeit, so Präses Kock in seiner Rede anlässlich der Verleihung des Hans-Ehrenberg-Preises durch die Hans-Ehrenberg-Gesellschaft, den Evangelischen Kirchenkreis Bochum und den Verlag Hartmut Spenner. Laudator ist der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff.

„Es ist schön, für etwas geehrt und ausgezeichnet zu werden, das einem selber Herzenssache ist“, unterstreicht Kock die Bedeutung des Preises. An Lehmann gerichtet, sagt er: „Ich bin froh, dass ich bei allen Unterschieden in den Kirchenstrukturen mit Ihnen, Herr Kardinal, stets ein ´Mehr´ an Gemeinsamkeiten gespürt habe.“ Viel Vertrauen zueinander habe aufgebaut werden können, Gemeinsamkeiten seien gewachsen und hätten an Bedeutung gewonnen.

Interreligiöser Dialog ist wichtig

Das Leben von Hans Ehrenberg habe Judentum und Christentum miteinander verbunden. Seine Verschleppung ins KZ gehöre nicht einer dunklen Vergangenheit an, sondern wirke in unsere Zeit hinein. „All das hat mit uns selber zu tun, wie wir nicht nur im Vorfeld der Bundestagswahlen gesehen haben, sondern auch auf manchen Computerseiten sehen und in manchen Äußerungen hören, die schon lange die Anonymität und den Stammtisch verlassen haben.“ Hans-Ehrenberg sei ein Pionier des interreligiösen Dialogs gewesen – und zwar lange bevor die Kirchen den jüdisch-christlichen Dialog für sich entdeckt hätten. Heute lebten wir in einer Zeit, „in der wir die Aufgabe haben, einen Standpunkt für das Gespräch mit dem Islam zu formulieren.“

Kirche zielt und schielt nicht auf Gewinne

In einem Jahr, in dem immer wieder Falschmeldungen über den angeblichen Reichtum der Kirchen kursierten, wolle er daran erinnern: „Die Kirche zielt und schielt nicht auf Gewinne, sondern es geht ihr um das Wohl der Menschen.“ Dafür stehe das gemeinsame „Sozialwort“ der Kirchen von 1997. „Dessen Umsetzung und Weiterentwicklung, dessen gesellschaftliche Durchdringung haben wir noch vor uns.“ Abschließend erinnert der Ratsvorsitzende an die Bedeutung des Buß- und Bettags, dessen gesetzlicher Schutz für die Pflegeversicherung hergegeben worden sei. Dieser Tag sei ein Tag der geistlichen und geistigen Selbstbesinnung.

Hannover, 20. November 2002
Pressestelle der EKD
Anita Hartmann

Hinweis: Wortlaut der Rede

Weitere Informationen zur Hans Ehrenberg Gesellschaft (www.hans-ehrenberg.de/)