Gottesdienste am "Nabel der Welt"

Wilfried Wassermann ist neuer deutscher Pastor in New York

Ein Stück Deutschland mitten in Manhattan bietet die Deutsche Evangelisch-Lutherische St. Pauls-Kirche in New York. Seit Ende Dezember ist Wilfried Wassermann dort als Pastor tätig. Am Sonntag wird er vom Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Rolf Koppe, und dem Bischof der Evangelical Lutheran Church in America (ELCA), Stephen P. Bouman, offiziell in sein Amt eingeführt.

Erste Eindrücke von der Stadt sammelte Wassermann bereits während eines Urlaubs mit seiner Frau. "Damals hätten wir uns nicht träumen lassen, dass wir schon ein Jahr später hier leben würden", sagt er. Auslandserfahrung bringt der 51jährige Württemberger mit: Er ist im Libanon zur Schule gegangen, wurde in Beirut konfirmiert und verbrachte einen Teil seines Studiums dort. "Mir war klar, dass ich eines Tages wieder ins Ausland gehen wollte", erzählt er. Seine Familie unterstützte diesen Wunsch. Seine Frau zeigte ihm die Ausschreibung der New Yorker Stelle und sagte: "Da gehen wir hin."

Jetzt ist er als Pastor verantwortlich für die deutschsprachige Gemeinde, die rund 230 fest eingetragene Mitglieder zählt. Neben dem sonntäglichen Gottesdienst bietet die Gemeinde Kindergottesdienste, einen Frauenverein, Konzerte und Konfirmationsunterricht. Nach den Terroranschlägen vom 11. September koordinierte ein eigener Arbeitskreis die Verteilung von Spenden aus Deutschland für die Hinterbliebenen. Wichtig sind auch karitative Angebote wie die Altkleidersammlung. "Gerade im Winter kommen oft Menschen, die sagen: Ich friere. Habt ihr was für mich?" berichtet Wassermann.

"Die deutsche Gemeinde in New York wird für die Mitarbeitenden der deutschen Botschaft und anderen deutschen Institutionen immer wichtiger", sagt Bischof Koppe. Auch die UNO liegt in der Nähe der St. Pauls-Kirche. Durch die Kirche den Kontakt zur Heimat zu halten sei wichtig für seine Gemeindemitglieder, berichtet auch Pastor Wassermann. "Während der Woche sind die meisten durch und durch amerikanisch. Aber der Sonntag soll für viele deutsch sein." Darauf legten die Menschen auch bei der Gottesdienstgestaltung großen Wert: "Wenn wir mal ein englisches Kirchenlied singen, kommen hinterher schon Bemerkungen wie: das machen wir jetzt aber nicht jedes Mal, oder?"

New York sei für ihn eine faszinierende Stadt, die Kulturen und Sprachen der ganzen Welt vereine. "Wenn man um eine Ecke biegt, weiß man nie, was einen dort erwartet." Als Wassermann ein Mitglied des Kirchenvorstands aus Manhattan fragte, ob es nicht angenehmer sei, etwas außerhalb zu wohnen, war die Antwort: "Niemals. Das ist doch hier der Nabel der Welt."

Hannover, 5. Februar 2004
Pressestelle der EKD         
Silke Fauzi