EKD-Ratsvorsitzender Bischof Wolfgang Huber besuchte LWB

LWB-Generalsekretär Noko: LWB wird immer ökumenischer

Der Lutherische Weltbund (LWB) werde zunehmend ökumenischer, betonte der Generalsekretär des LWB, Pfr. Dr. Ishmael Noko, anlässlich eines Treffens mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Dr. Wolfgang Huber, am Mittwoch, 22. September, in Genf. Die Entscheidung des LWB-Rates Anfang September, die Protestantische Kirche in den Niederlanden (PKN) als LWB-Mitgliedskirche aufzunehmen, sei ein klarer Beleg dafür, dass sich die ökumenische Landschaft verändere, so Noko.

Durch ihre Mitgliedschaft im LWB träten die verschiedenen Kirchen miteinander in Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft, auch wenn sie bisher nicht in direkten Gesprächen gestanden hätten, erklärte LWB-Generalsekretär Noko. Zur im Mai dieses Jahres gegründeten PKN gehören über 2,5 Millionen reformierte ChristInnen. Die PKN ist ein Zusammenschluss der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Königreich der Niederlande, der Niederländischen Reformierten Kirche und der Reformierten Kirchen in den Niederlanden. Die Evangelisch-Lutherische Kirche im Königreich der Niederlande mit knapp 15.000 Mitgliedern gehörte bereits seit 1947 zum LWB.

Im Blick auf die Zusammenarbeit des LWB und des Reformierten Weltbundes (RWB) betonte Bischof Huber, es wäre ein wichtiges ökumenisches Signal, wenn in Zukunft die Entscheidungsorgane von LWB und RWB gemeinsam tagen würden. Die Gespräche mit VertreterInnen beider Weltbünde in Genf stimmten ihn sehr hoffnungsvoll, dass gemeinsame Tagungen realistischer seien als je zuvor. Eine verstärkte ökumenische Ausrichtung des LWB und eine noch engere Zusammenarbeit zwischen LWB und RWB seien wichtige Schritte auf diesem Weg, so Huber, der seit seiner Wahl zum Ratsvorsitzenden der EKD im November 2003 zum ersten Mal das Ökumenische Zentrum in Genf besuchte.
 
"Wir leben in einer spannenden ökumenischen Zeit", so Huber, die sich darin äußere, dass die wirklich wichtigen ökumenischen Themen angesprochen würden. Es sei erfolgversprechender, die kritischen Fragen anzusprechen, als ihnen aus dem Weg zu gehen, wie dies in der Vergangenheit bisweilen geschehen sei.

Hinsichtlich der Diskussionen zur Strukturreform der EKD zeigte sich Huber überzeugt, dass bis zum 1. Januar 2007 neue Strukturen für die Zusammenarbeit zwischen EKD und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) geschaffen würden. Die Reform sei notwendig, um das gemeinsame Zeugnis zu stärken. Dies setze voraus, dass alle Mitgliedskirchen der EKD den neuen Strukturen zustimmten. Zur EKD gehören 23 lutherische, reformierte und unierte Landeskirchen mit über 26 Millionen Mitgliedern.

LWB-Generalsekretär Noko nahm in dem Gespräch auch Bezug auf die Entscheidung der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg, den Namen des LWB in "Lutherischer Weltbund - eine Kirchengemeinschaft" zu ändern. Nun gelte es herauszuarbeiten, was dies für die Gemeinschaft der inzwischen 138 Mitgliedskirchen bedeute.

Für die weitere Arbeit des LWB habe der Rat Anfang September dieses Jahres vier Prioritäten benannt, berichtete Noko: Stärkung der Gemeinschaft lutherischer Kirchen in Mission; Vertiefung ökumenischer Verpflichtungen und Förderung interreligiöser Beziehungen; Zeugnis von Gottes Heilung, Versöhnung und Gerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft sowie Verstärkung der Kommunikation, der gegenseitigen Rechenschaftspflicht und des Miteinanderteilens.

Weiterhin habe der Rat die Einrichtung einer achtköpfigen Arbeitsgruppe über Familie, Ehe und Sexualität beschlossen, so Noko. Diese solle den Rat dabei unterstützen, Richtlinien und Prozesse vorzuschlagen, in welcher Form eine respekt- und würdevolle Diskussion der Mitgliedskirchen über gemeinsame und unterschiedliche Auffassungen zu Familie, Ehe und Sexualität innerhalb der lutherischen Gemeinschaft fortgeführt werden könne.
 
LWB-Generalsekretär Noko erinnerte in dem Gespräch mit dem EKD-Ratsvorsitzenden auch an die Feierlichkeiten zum fünften Jahrestag der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GE), die am 31. Oktober 1999 von VertreterInnen der römisch-katholischen Kirche und des LWB unterzeichnet wurde. Huber habe einen "wertvollen Beitrag" zur Verwirklichung der GE geleistet, so Noko.

Aus Anlass des fünften Jahrestages der Unterzeichnung der GE werden in vielen Ländern weltweit ökumenische Feierlichkeiten und Gottesdienste stattfinden. Der LWB plant aus diesem Anlass gemeinsam mit dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen am 30. Oktober eine Feier unter dem Thema "Gerechtfertigt - Befreit zum Leben" in Johannesburg (Südafrika). Da in diesem Jahr in Südafrika auch der zehnte Jahrestag der politischen Veränderungen gefeiert werde, erwarte er, so der LWB-Generalsekretär, dass dies auch die Feierlichkeiten zum fünften Jahrestag der Unterzeichnung der GE beeinflussen werde. Ziel der Feier ist es laut Noko, die universale Kirche sichtbarer zu machen.

Genf, 23. September 2004

LWB-Pressestelle