Vorposten, Erpobungs- und Erfahrungsfeld

Bischof Huber zur deutschsprachigen Arbeit der Kirche im Ausland

Die Arbeit der deutschsprachigen Pfarrer im Ausland sei „ein Vorposten, ein Erprobungs- und Erfahrungsfeld“ für das, was die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auch im eigenen Land unter den Bedingungen eines übersichtlicher werdenden Pluralität zu gestalten habe. Dies erklärte der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, auf der ersten Gesamtkonferenz der deutschsprachigen Pfarrerinnen und Pfarrer im Ausland. 94 Geistliche von den 106 ständig besetzten Pfarrstellen im Ausland sind seit Dienstag, 1. Juli, in Berlin zusammen, um über ihre Arbeit und Erfahrungen zu diskutieren. Über die theologische Grundlegung des Auftrags der Ökumene und Auslandsarbeit referierte der Ratsvorsitzende am Samstag, 5. Juli, im Johannesstift: Theologische Bestimmung, spirituelle Entfaltung und wahrgenommene Verantwortung für die Gesellschaft seien Grundlage für die Arbeit im Ausland, so Wolfgang Huber.

Die theologische Bestimmung der Arbeit der EKD im nicht-deutschsprachigen Ausland habe das gleiche Fundament wie alle kirchliche Arbeit, erläuterte Wolfgang Huber, aber in dem „weit gespannten und vielfältigen Kontext, in dem sich die Arbeit in Auslandsgemeinden vollzieht, gewinnt diese theologische Aufgabe ihr besonderes Gewicht“. Der Auslandsbischof der EKD, Martin Schindehütte, ergänzte, dass die theologische Arbeit auch im Gespräch mit anderen ein unverzichtbarer Aspekt der arbeit im Ausland sei. Bei der Begegnung mit Menschen, die als Auswanderer, als Entsandte auf Zeit oder als Touristen im Ausland seien, müssten sich die Gemeinden noch stärker um die Sprachfähigkeit des Glaubens bemühen.

Die Wiederentdeckung der missionarischen Dimension kirchlichen Handelns werde auch bei den deutschsprachigen Gemeinden im Ausland deutlich: „Wir wollen Menschen dafür gewinnen, dass sie sich in ihrem Leben in verantworteter Freiheit im Glauben an Jesus Christus und auch an seiner Kirche als die Gemeinschaft der Glaubenden binden.“ Eine Kirche, die den Anspruch zu wachsen aufgegeben habe, sei in ihrer Substanz gefährdet, betonte Wolfgang Huber vor den 94 Pfarrern. Dies sei auch der Grund, warum die EKD im Moment die Gründung von zwei neuen Gemeinden begleite: In Dubai bekommt die Gemeinde, die sich schon gegründet hat, ab Oktober einen Pfarrer, in Belgrad soll wieder eine deutschsprachige Gemeinde entstehen. Richtig verstandene Mission sei jeglicher Intoleranz entgegengesetzt, widersprach Huber einem falschen Verständnis: „Recht verstandene Toleranz ist nicht eine Toleranz trotz Glauben, sie ist eine Toleranz aus Glauben.“

Es bleibe gerade bei der Arbeit im Ausland und damit in einem anderen religiösen Umfeld die ökumenische Dimension der Auslandsarbeit eine Herausforderung. Dabei seien die Auslandsgemeinden beispielhaft im Ringen um ein gemeinsames bemühen theologischen Verstehen, um die Gemeinschaft in Spiritualität und Gottesdienst sowie die gemeinsame Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung. Es zeige sich die ökumenische Aufgabe, „das wir unsere Arbeit gar nicht anders als evangelisch profiliert und zugleich in enger ökumenischer Verbundenheit mit den christlichen Gemeinden und Kirchen tun können“.

Hannover / Berlin, 5. Juli 2008

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden „Theologische Grundlegung des Auftrags der Ökumene- und Auslandsarbeit der EKD“

Die deutschsprachigen evangelischen Gemeinden im Ausland