Missionarische Impulse wahrnehmen

Treffen zwischen dem Rat der EKD und dem Vorstand des Gnadauer Verbands

Der Vorstand des Gnadauer Gemeinschaftsverbands sorge sich wegen der „zentrifugalen Tendenzen in Gesellschaft und Kirche“, erläuterte Präses Christoph Morgner beim Treffen zwischen dem Vorstand des Gnadauer Verbands und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Vorstand des Verbands, in dem die landeskirchlichen Gemeinschaften bundesweit zusammengeschlossen sind, und der Rat der EKD haben am Rand der Ratstagung des vergangenen Wochenendes das regelmäßig stattfindende Gespräch fortgesetzt. Als „Austausch im Geist der Geschwisterlichkeit“ bezeichnete der Ratsvorsitzende der EKD, Präses Manfred Kock, die zweijährigen Treffen. Der Gnadauer Verband, so der Ratsvorsitzende, sei Statthalter für alle Menschen, die in der Tradition des Pietismus und der Gemeinschaftsbewegung in der Kirche leben, und die ihre Beziehung zur Kirche nicht aufgeben, auch wenn in den Kirchen Entscheidungen getroffen werden, denen sie widersprechen müssten.

Die Vertreter des Gnadauer Verband erläuterten in dem zweistündigen Gespräch, dass die Gemeinschaftsbewegung in den Entscheidungen verschiedener Landessynoden zur Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften „kirchenspaltende Kräfte“ sehen, da hier „Kernfragen“ von Bibel und Bekenntnis betroffen seien. Mitglieder der Gemeinschaftsbewegung, die wegen dieser Entscheidungen die Kirche verlassen wollten, müssten weiterhin in den landeskirchlichen Gemeinschaften ihre geistliche Heimat haben können. Die Vertreter der EKD erläuterten, dass bei Fragen des biblischen Befunds zur Homosexualität in der Kirche zur Zeit eine tiefe Uneinigkeit gäbe. Diese Uneinigkeit müsse anerkannt werden. Der Dissens könne auch nach Auffassung des Rates der EKD nicht damit beendet werden, dass Segenshandlungen per Mehrheitsbeschluss eingeführt werden; umgekehrt aber könne dem Dissens aber auch nicht dadurch entgangen werden, dass einzelne feststellen, dies sei nun nicht mehr ihre Kirche. Das gemeinsame Bleiben unter dem biblischen Wort - auch wenn man in Spannungen leben müsse - sei der evangelisch angemessene Weg.

Angesprochen wurde vom Vorstand des Gnadauer Verbands unter Leitung von Präses Christoph Morgner auch, ob es angesichts missionarischer Herausforderungen die Möglichkeit gäbe, stärker die Absolventen der missionarischen Ausbildungsstätten auch im Raum des pfarramtlichen Dienstes der Landeskirchen einzusetzen. Offen ist, in welcher Weise angesichts der rückläufigen Zahlen an Pfarrerinnen und Pfarrer, die an Universitäten Theologie studiert haben, Absolventen der seminaristisch-theologischen Ausbildungsstätten unterstützend in der Gemeindearbeit eingesetzt werden können. Einig waren sich die Vertreter des Rats und des Gnadauer Gemeinschaftsverbands, dass die missionarische Aufgabe der Kirche nicht nur mit einer personellen Verstärkung angegangen werden sollte: „Das Reden und Handeln eines jeden Christenmenschen hat eine missionarische Dimension. Die Frage ist nur, wie sie angegangen und selbstverständlicher gelebt werden könne.“

Hannover, den 9. Dezember 2002
Pressestelle der EKD
Christof Vetter