EKD würdigt Wolfram Kistner

„Seinem mutigen Zeugnis verdanken wir sehr viel“

Im Alter von 83 Jahren ist am Montag, 4. Dezember, der südafrikanische Theologe Wolfram Kistner in Johannesburg/Südafrika gestorben. Kistner habe sich „in überragender und mutiger Weise für die Überwindung von Rassismus und sozialer Ungerechtigkeit“ eingesetzt, so der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in seinem Kondolenzschreiben an die Witwe. Er sei für Südafrika „zu einem unverzichtbaren Berater und Impulsgeber in Fragen der Überwindung der Apartheid und der Wiedergutmachung geworden.“

Kistners Wechsel von seinem Dienst in der weißen lutherischen Kirche Südafrikas in die Abteilung für Gerechtigkeit und Versöhnung im Südafrikanischen Kirchenrat sei ein konsequenter Schritt gewesen, der zum Ausdruck brachte, dass er den Einsatz gegen die Rassendiskriminierung als seine vorrangige theologische Aufgabe begriffen habe, schreibt der Ratsvorsitzende. „Seinem mutigen Zeugnis für das Evangelium, seinem gelebten Glauben, dass Gott in den Schwachen mächtig ist, verdanken auch Christen in Deutschland sehr viel.“ Immer wieder habe Kistner auch auf die Beteiligung der Deutschen am Unrecht in Südafrika hingewiesen. Den Kontakt zu seiner Heimatkirche habe er nie aufgegeben: „Er bemühte sich auch unter den deutschstämmigen Auswanderern bis ins hohe Alter um Verständigung und Versöhnung und blieb bis zu seinem Tod Mitglied dieser Kirche.“

Wolfram Kistner wurde am 19. Februar 1923 als Sohn eines aus Deutschland stammenden Pastors in Hermannsburg/Natal (Südafrika) geboren. Er studierte von 1948 bis 1952 Theologie in Göttingen, Heidelberg und Erlangen und wurde in Oberkotzau (Oberfranken) zum Pastor ordiniert. Von 1955 bis 1964 unterrichtete er an der Hermannsburger Schulanstalt in Hermannsburg/Natal und leitete von 1965 bis 1969 die Hermannsburger Mission in Südafrika. Für drei Jahre kehrte er als Gemeindepastor nach Neuenkirchen bei Rotenburg/Wümme nach Deutschland zurück. Ab 1972 lehrte er an der Theologischen Abteilung der Universität von Natal in Pietermaritzburg (Südafrika). 1975 wurde er zum Leiter Abteilung "Gerechtigkeit und Versöhnung" des Südafrikanischen Kirchenrates berufen. Am 27. Juni 1986 wurde Kistner wegen seiner Stellungnahme für die Anerkennung der Würde und des Lebensrechtes der schwarzen Menschen in Südafrika nach der Schlusssitzung der Nationalkonferenz des Südafrikanischen Kirchenrates verhaftet. Im Jahr 1988 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Zum Gedenken an Wolfram Kistner wird auf Einladung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers am Montag, 18. Dezember um 12 Uhr, ein Gottesdienst in der Neustädter Hof- und Stadtkirche, Rosmarinhof 3, in Hannover stattfinden.

Hannover, 05. Dezember 2006

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi