EKD-Ratsvorsitzender würdigt den scheidenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz

„Exakte Wissenschaft, ökumenische Leidenschaft, weise Kirchenleitung“

Am Tag der Wahl des Nachfolgers von Bischof Karl Kardinal Lehmann im Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz dankt der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, dem aus dem Amt scheidenden Bischof und würdigt dessen Engagement in der Ökumenischen Zusammenarbeit. In einem Brief an Karl Kardinal Lehmann erinnert der Ratsvorsitzende, dass der Mainzer Bischof eine Epoche des deutschen Katholizismus geprägt habe. Er habe gesellschaftliche Diskussionen mitbestimmt, die für die Zukunft unseres Gemeinwesens von zentraler Bedeutung sind: Fragen der politischen Kultur wie der wirtschaftlichen Gerechtigkeit, Fragen zur Zukunft der Familie wie der Respekt für die Würde menschlichen Lebens waren dabei von herausragender Bedeutung. In ganz besonderer Weise sei das Wirken Lehmanns durch die europäische Wende sowie die Herstellung der deutschen Einheit mit ihren gesellschaftlichen und auch kirchlichen Folgen geprägt.

Wolfgang Huber dankt im Namen aller vier Ratsvorsitzender während der Amtszeit des Vorsitzenden der Deutschen Bischofkonferenz für eine außerordentlich tief gehende und zugleich nachhaltige ökumenische Partnerschaft: „Wir alle sind dankbar für das uns entgegengebrachte Vertrauen, für Ihre ungewöhnliche ökumenische Leidenschaft, für Ihre hohe Verlässlichkeit als Partner im ökumenischen Dialog und für die Beharrlichkeit, mit der Sie ökumenische Verabredungen mutig und gegen manche Widerstände festzuhalten versuchten.“ Er sei Karl Kardinal Lehmann außerordentlich dankbar dafür, dass er angekündigt habe, als Theologe und Bischof, als Mitglied der Bischofskonferenz und als Kardinal seiner Kirche die ökumenische Aufgabe weiterhin zu einem Schwerpunkt seiner persönlichen Bemühungen zu machen. Der außerordentliche Beitrag Lehmanns zur Ökumene beruhe vor allem anderen auf drei Voraussetzungen: auf einem wissenschaftlichen Fundament, dessen umfassender Charakter sprichwörtlich geworden ist, auf einem außergewöhnlichen persönlichen Engagement und auf der Entschlossenheit, die ökumenische Verpflichtung zu einem zentralen Thema kirchenleitender Verantwortung zu machen: „Von Herzen stimme ich Ihrer Aussage zu: ‚Ökumene ist nichts Extravagantes, sondern muss intensiv den Alltag beherrschen’,“ schreibt der Ratsvorsitzende.

In der Zeit, in der Karl Lehmann Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war, sind über zwanzig Texte entstanden, die vom Rat der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam verantwortet wurden, nicht selten auch in Gemeinschaft mit den anderen in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland zusammengeschlossenen Kirchen. In vielen wichtigen Fragen haben damit die beiden Kirchen gemeinsam Stellung bezogen. Herausragend ist nach Ansicht von Wolfgang Huber dabei das 1997 erschienene Gemeinsame Wort zur wirtschaftlichen und sozialen Lage „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“.

Die evangelischen Gesprächspartner hätten die drei Dimensionen des Wirkens von Karl Kardinal Lehmann zu schätzen gewusst: „Exakte Wissenschaft, ökumenische Leidenschaft und weise Kirchenleitung“. Dies soll auch in Zukunft so sein, wünscht sich der Ratsvorsitzende der EKD.

Hannover / Berlin, 12. Februar 2008

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

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