Kock: Flamme der Erinnerung bewahrt vor dem Verdrängen

EKD-Ratsvorsitzender zur Auszeichnung von Yad Vashem mit dem Israel-Preis

Anlässlich der Verleihung des Israel-Preises, einer der höchsten Ehrungen des Staates Israel, an die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem am 7. Mai 2003, hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, eine Kultur des Erinnerns angemahnt. „Menschlichkeit bewahren kann nur, wer die Gräuel der Vergangenheit nicht verdrängt. Wir brauchen eine Kultur des Erinnerns, damit die Saat des Hasses und der Gewalt nie wieder aufgehen kann“, so Kock.

Die Nachricht von der Auszeichnung der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem (biblische Bezeichnung nach Jesaja 56,5; auf deutsch etwa "Bleibende Erinnerung“) mit dem höchsten Preis des Staates Israel erfülle ihn mit großer Freude und Dankbarkeit, sagte der Vorsitzende des Rates der EKD. Er selber habe bei seinen Besuchen in Israel stets den Weg dorthin genommen, weil ihm nirgendwo in gleicher Intensität bewusst würde wie in Yad Vashem, dass das Tor zur Versöhnung offen stehe. „Die Flamme der Erinnerung bewahrt vor dem Verdrängen und reinigt von falschen Schuldgefühlen, ohne dem Grauen seine Wucht zu nehmen“, sagte Kock, der sich für die Einrichtung eines Büro der Gedenkstätte auch in Deutschland einsetzt.

Menschenverachtung und Rassismus, die sich angereichert mit der Ideologie des Antisemitismus einst zum Holocaust habe auswachsen können, keime auch heute immer neu, warnte Kock. „Der Teufelskreis alter und neuer Schuld lässt sich nur durchbrechen, wenn der Ursprung der Täter bekannt bleibt.“ Die Opfer des Holocaust dürften nicht als anonyme Masse behandelt werden, betonte Kock. „Yad Vashem zeigt uns ihre Gesichter und beschreibt ihren Weg. Mit den Namen gibt die Gedenkstätte den Opfern zurück, was die Vergangenheit ihnen geraubt hat: ihre Würde und ihren Wert, den sie in den Augen Gottes immer behalten haben. Er hat sie alle beim Namen gerufen. Weder Feuer, noch Wasser, noch Gas konnten ihre Namen auslöschen.“

Je weniger überlebende Opfer des Holocaust noch ansprechbar wären, um so dringlicher sei es, ihre Zeitzeugnisse so zu bewahren, dass auch nachwachsende Generationen ihren Weg finden, den Schmerz über den Verlust von Millionen unschuldiger Menschen umzuwandeln in ein bewusstes Engagement für gerechten Frieden.

Der Israel-Preis wird vom Staat Israel an Einzelpersonen und Institute für Beiträge an Staat und Gesellschaft in den Bereichen Wissenschaft, Kunst, Kultur sowie auch für spezielle Leistungen von Lebenswerken verliehen. Die Gedenkstätte Yad Vashem erhält den Preis im 50. Jahr ihres Bestehens für ihre Bemühungen um das Andenken an den Holocaust und um die Dokumentation der Geschichte des jüdischen Volkes während der Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Hannover, 6. Mai 2003
Pressestelle der EKD 
Silke Fauzi

Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem (http://www.yad-vashem.org.il/)