Kirchen rufen für 2019 zu mehr Einsatz für Frieden auf

Appelle zu mehr Gerechtigkeit und Nächstenliebe im Mittelpunkt vieler Neujahrsbotschaften

Friedenstaube

Frankfurt a.M. (epd). Führende Vertreter der großen Kirchen haben zum Jahreswechsel zu mehr Engagement für eine friedliche und gerechte Welt aufgerufen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, kritisierte die deutsche Rüstungsexport-Politik. „Am Reden vom Frieden fehlt es nicht“, sagte er. „Am Handeln manchmal schon.“

Die Spirale der Gewalt durchbrechen

Wie weitere evangelische Bischöfe stellte Bedford-Strohm die Notwendigkeit für mehr Friedensengagement in den Mittelpunkt seiner Botschaft zum Jahreswechsel: „Frieden kann nur entstehen, wo die Spirale der Gewalt durchbrochen wird.“ Die Anwendung von militärischer Gewalt sei immer eine Niederlage. „Gleichzeitig ringen wir mit der Frage, ob es Fälle gibt, in denen die Anwendung von Gewalt das kleinere Übel ist“, sagte der bayerische Landesbischof.

Der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher betonte, um Politik friedlich zu gestalten, sei es unabdingbar, populistische Scharfmacher zu entlarven. Dazu sei ein demokratisches Miteinander nötig, das bereits früh eingeübt werden müsse – zum Beispiel in der Schule und dem Konfirmandenunterricht.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Wachsende Auseinandersetzungen, darunter auch kriegerische wie zwischen Russland und der Ukraine, fordern uns permanent heraus. Und wir müssen uns fragen, was in den vergangenen Jahrzehnten an Friedensinitiativen eigentlich gelungen ist.“ Deutschland sei immer noch unter den Top fünf bei der Waffenproduktion.

Die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, beklagte, die Welt sei weit davon entfernt, allen Menschen Frieden und Gerechtigkeit zu bieten. „Weltweit wird militärisch agiert und aufgerüstet, anstatt zivile Wege der Konfliktlösung zu stärken“, betonte die Theologin am 1. Januar in ihrer Neujahrsbotschaft in Erfurt.

Persönliches Engagement für den Frieden

Der Friedensbeauftragte der EKD, Renke Brahms, hatte dazu aufgefordert, sich persönlich für den Frieden einzusetzen. Engagement sei nötig, unterstrich Brahms und verwies auf die biblische Jahreslosung für das kommende Jahr: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ Frieden sei für ihn auch in der deutschen Gesellschaft keineswegs selbstverständlich. „Wo immer Menschen ausgegrenzt werden wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe, politischen, religiösen oder sexuellen Orientierung; wo immer Menschen in ihrer Würde verletzt werden, ist der Frieden noch nicht wirklich erreicht.“

Papst Franziskus warnte in einer Predigt an Neujahr vor einem kurzsichtigen Profitstreben und erinnerte an das Leid von Kindern in Kriegsgebieten. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, Europa stehe im kommenden Jahr vor der Aufgabe, insbesondere armen und schwachen Menschen Möglichkeiten zu eröffnen.

Der Papst kritisierte in einer Messe zum katholischen Weltfriedenstag im Petersdom in Rom eine zunehmende Uneinigkeit trotz wachsender Vernetzung. „Wir werden im selben Haus wohnen, aber nicht als Geschwister“, sagte er. Weltweit sei jedes sechste Kind von den Folgen bewaffneter Konflikte betroffen, „wenn es nicht sogar selbst Soldat oder Geisel bewaffneter Gruppen wird“. Franziskus machte das Wettrüsten und die Verbreitung von Waffen für einen Mangel an Frieden und für Fluchtbewegungen mitverantwortlich.