Zur Eröffnung des EKD Kirchen-Kultur-Kongresses

Grußwort von Bischof Dr. Markus Dröge, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Systemtheoretiker und Soziologe Niklas Luhmann hatte zu allem etwas zu sagen. Natürlich auch zur „Kultur“. Dieser Begriff, so Luhmann, sei einer der schlimmsten, der je geprägt wurde. Denn ehe man sich´s versieht, wird unter der Hand alles, was man macht bzw. beobachtet, zur Kultur. Man kann also reden über was man will, man muss sich jedenfalls niemals die Sorge machen, es wäre nicht Kultur.

Dieses Unbehagen hat Luhmann allerdings nicht davon abgehalten, selbst über Kultur zu schreiben und zu reden. Das finde ich sympathisch.

Sympathisch finde ich auch, wie der Kirchen-Kultur-Kongress 2011 hier in Berlin dieses Thema aufnimmt. In acht Themenfeldern an acht verschiedenen Orten werden Kirche und Kultur miteinander ins Gespräch gebracht und in Szene gesetzt. Die verschiedenen Perspektiven werden dann zentral präsentiert und gemeinsam diskutiert.

Damit bleibt die Vielfalt an den dezentralen Orten bestehen. Man versucht nicht, alles am Ende zusammenzubinden oder auf einen Kulturbegriff zu bringen. Und trotzdem gibt es das Gespräch miteinander und Verbindungen werden geknüpft.

All dies geschieht in der Perspektive der Freiheit. Kirche und Kultur sind Freiräume, so heißt es im Programm. Der Kirchenkulturkongress will Begegnungsort sein für „TheologInnen und Künstler, Ideenwerkstatt, Plattform für Unternehmungslustige, Club der Visionäre: für einen Glauben, der kreativ ist.“

Schließlich wird nicht nur über Kultur geredet, sondern Theologen und Kulturschaffende verantworten jeweils gemeinsam die acht Themenfelder.

Kirche und Kultur, das finde ich an diesem Kongress besonders sympathisch, sollen nicht miteinander verheiratet werden, sondern können in spannungsvoller Freiheit Impulse in die Gesellschaft und die Kirche einbringen. Es ist gut, dass dabei nicht sofort nach der Verwertbarkeit gefragt wird oder wie das denn umzusetzen ist, was hier geschieht.

Getrieben von der Leidenschaft für die Freiheit werden Kirche und Kultur sich also nicht verheiraten, aneinander binden oder voneinander abhängig machen. Aber sie können dennoch Koalitionen eingehen, um die Freiheit gemeinsam zu verteidigen. Die Zeit ist reif für solche Koalitionen. Denn die Würde des Menschen ist zweifellos bedroht, vielfach offensichtlich und brutal, oft aber auch auf versteckte Weise – überall dort, wo der Mensch verzweckt und unter ihm fremde Ziele gebeugt wird oder – nicht wissend, was er tut – sich gerne und willig selbst beugt. 

Auf diesem Kirchen-Kultur-Kongress weht ein anderer Geist. Ein Geist, der die Kreativität weder vermeintlich höheren Idealen noch offensichtlich niederen Zwecken dienstbar macht, sondern Freiräume öffnet, Neues zu denken, zu wagen, zu tun.

Dazu wünsche ich Ihnen im Namen der Evangelischen Kirche Berlin – Brandenburg – schlesische Oberlausitz ein gutes Gelingen.